Serien

Wie der Name schon sagt, soll es hier über Serien gehen. Manchmal um sämtliche Staffeln und manchmal nur um einzelne Folgen. Je nachdem was sich lohnt, erwähnt zu werden und mich beschäftigt.  Bemerkungen oder Kritik zu meinen Meinungen könnt ihr gerne unter "Über mich" hinterlassen.

Das Doctor Who Weihnachtsspecial 2014 - Last Christmas

Hohoho, meine Freunde, es ist Weihnachten! Selbst der Doctor und Clara bleiben davon nicht verschont, als plötzlich der Leibhaftige Santa Claus alias Nick Frost mit seinem Schlitten, Elfen und Rentieren auf dem Dach ihrer Wohnung abstürzt. Welche Folgen das mit sich bringt, werde ich mir nun in einem kurzen Recap noch einmal genüsslich vor Augen führen. Obacht bitte vor Spoilern!


Facehugger, Last Christmas und ein Abschied


Der Feind dieser Weihnachtsfolge ist natürlich nicht Santa, auch wenn der Doctor diesem wie gewohnt mit Misstrauen und Skepsis gegenübersteht. Wie kann es sein, dass er dort ist? Mit seinen Elfen und seinen Rentieren? Sogar Rudolph mit einer roten leuchtenden Nase ist dabei. Auch die bei allen Menschen beliebten Mandarinen dürfen nicht fehlen. Eigentlich kann nur Einbildung dahinter stecken. Andererseits ist auch der Doctor alles andere als eine Vernünftige und logische Erscheinung: ein Alien, dessen Raumschiff wie eine englische Polizeibox der 60er Jahre aussieht? Ok, lassen wir das, Realität und Einbildung sind oft eine merkwürdige Sache. So scheint die gesamte Geschichte der Folge zunächst reichlich konfus und es wird auch nicht besser, als sich der Doctor und Clara am Nordpol plötzlich anstatt mit Santas Spielzeugwerkstatt in einem tödlichen Horrorszenario wiederfinden.


Eine Forschungsgruppe ist auf außerirdische »Facehugger« gestoßen, die nicht nur an den Film Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt erinnern, sondern sich auch wie deren klassische Abbilder verhalten. Doch diese jagen nur jene Menschen, die an sie denken. Jene, die sie ansehen, sich mit ihnen beschäftigen. Der Gedanke an sie, zieht sie an, also vergesst lieber schnell wieder, was ihr hier gerade gelesen habt. Haben sie euch gewittert, springen sie in euer Gesicht und umarmen es ganz zärtlich, wie es der Name bereits vermuten lies. Doch anstatt ihre Opfer als Wirt für gefährliche Alien-Brütlinge zu nutzen, versetzen sie einen ins Traumland und saugen dabei genüsslich das Gehirn aus.

Mir gefiel diese Interpretation der Alien-Wesen recht gut, ganz leicht wird hier ein (nur?) doppelter Boden geschaffen, der die Wahrnehmung der Realität simpel verschwimmen lässt. Auch wenn zuletzt nicht ganz klar ist, warum und woher diese Wesen kommen und warum sie sich ihre Opfer fast schon willkürlich aber trotzdem zu verschiedenen Weihnachtszeiten ausgesucht haben, passt der Kommentar des Doctors (Sinngemäß: Es gibt ein Film der Alien heißt? Ihr braucht euch nicht wundern, wenn ihr ständig mit Invasionen zu kämpfen habt!) für das Erscheinen der kuscheligen Gesichtsklauen. Generell ist die Szenerie in der Polarstation recht beklemmend und düster inszeniert, generell sehr unweigerlich und die Anspielungen auf den Film Alien hören auch in der Bildsprache nicht auf, wovon ihr euch in dem Trailer unten gerne überzeugen dürft.

Für Clara bietet der Horror eine schmerzliche, doch notwendige Möglichkeit der endgültigen Abschiednahme an Mr. Pink. Sie erliegt einem dieser Wesen und wird direkt in eine Traumsequenz verfrachtet. Ein letztes Weihnachten mit ihrem Geliebten, ein letzter Tag der Wärme und Geborgenheit. Bevor sie wieder von dem rauen und manchmal zu rationalen Doctor in die gefürchtete Realität gezogen wird, gibt es letzte Tränen und Küsse. Eigentlich wusste sie von Anfang an, dass dies nicht die Wirklichkeit sein konnte, doch manchmal scheint die Realität viel zu grausam.

Die anfänglich noch zwischen dem Doctor und Clara stehende Lügenbarriere wird mit dem Auftauchen der neuen Gefahr in wenigen Minuten aufgerissen. Beide merken, wie sehr sie einander brauchen, Clara das Geräusch der TARDIS und der Doctor jemanden, der ihn zurück pfeift. Clara besitzt nach ihrem Abschied keinerlei richtigen Gründe mehr nicht weiterhin an der Seite des alten gemeinen Mannes zu sein, wir dürfen uns also doch auf weitere Folgen mit den beiden freuen, oder?

Doctor vs. Santa
Doctor vs. Santa

Ein Traum in einem Traum in einem Traum und ein Traum, der in der Not hilft


Das der Facehugger als Gegner wunderbar funktioniert wird in dem Moment klar, als sich herausstellt, dass man nie genau weiß, was nun eigentlich noch Traum und was Realität ist. Die Anspielung auf Inception ist hier sicherlich gewollt und warum auch nicht? Mr. Nolan hat sich bestimmt einiger Gedanken zu Zeitreisen aus Doctor Who für Interstellar bedient. Ein Schuft, der etwas anderes behauptet.

Gerade eigentlich aufgewacht, fallen plötzlich weitere Fragen auf, die größte wohl nach wie vor die Existenz des Weihnachtsmanns. Dieser stellt sich als Manifestation der Sehnsucht nach Rettung heraus: es ist Weihnachten, die Protagonisten befinden sich am Nordpol, was würde da näher liegen? Als Traum, der in der Not hilft. Ein Traum, der gegen die bösen Träume kämpft und Hoffnung bringt, scheinbar selbst dem Doctor. Das erinnert einen wieder an den kleinen Jungen, der nachts weinend in einer Scheune liegt mit Angst vor den Dingen unter seinem Bett. Vor Albträumen. Ein gutes Stichwort, denn in einem solchen sehen sich unsere Helden immer wieder gefangen, verfolgt von ihrer selbst, versuchen sie zu entkommen. Auch hier ist die Lösung letzten Endes Santa Claus mit seinem rettenden Schlitten.

In einer nach wie vor traumhaften Sequenz fliegt dieser mit den geretteten Passagieren über London und der Doctor freut sich wie ein kleines Kind, als er selber mal die Zügel halten darf. Mit Clara kommt er wieder ins Reine, sie stellt fest, dass sie schon immer an Santa Claus, an einen unmöglichen Mann, geglaubt hat und das für immer so bleiben wird.


Die zweite Chance


Der Schlittenflug endet, alle erwachen und kehren in ihre wirklichen Realitäten zurück. Der Doctor erwacht auf einem merkwürdigen Planeten und fliegt sofort zu Clara, um zu sehen, ob sie ihre unschöne Schlafmaske abgelegt hat. Dies ist noch nicht geschehen, doch als er sie davon befreien kann, sieht er sich einer um mindestens 50 Jahre gealterten Mrs. Oswald gegenüber. Denn Träume bieten eine perfekte Möglichkeit für Zeitreisen, erst recht, wenn zeitübergreifende Telepathie im Spiel ist. Sie lebt nun alleine, hat jedes Weihnachten gefeiert als wäre es ihr letztes und ist viel in der Welt herum gekommen. Es schmerzt den Doctor, ihre Einsamkeit zu sehen, er bereut sie aufgrund einer Lüge vernachlässigt zu haben, auch wenn er sie dadurch nur vor sich selbst schützen wollte.

Es wäre ein zwar unschönes, aber typisches Doctor-Who-Ende gewesen, wenn da nicht auf einmal wieder der gute alte Santa Claus zur Tür hinein gekommen wäre. Der Doctor erwacht erneut, fliegt zu Clara und erlöst sie, die Freude ist groß, alles ist normal. Scherzhaft muss er Clara fragen, ob sie wirklich normal aussieht, er kann es einfach nicht erkennen. Santa Claus hat den Doctor und Weihnachten gerettet und ihm damit die seltene Möglichkeit einer zweiten Chance gegeben. Wie das eigentlich sein kann, da Santa gar nicht wirklich existiert, bleibt die Frage, doch die Antwort darauf kennen wir bereits, nicht wahr?

Es ist schön zu sehen, dass es vor erst noch bei dem Team Doctor/Clara bleiben wird, das es für beide vielleicht ein versönlicheres Ende geben wird, als das hier präsentierte. Erinnern wir uns an die tragischen Umstände unter denen z.B. Rose und Amy gehen mussten, wäre es durchaus eine nette Abwechslung, wenn die Zeit dem Doctor dieses Mal kein Schnippchen schlagen würde.


Damit wünsche ich euch allen einen letzten frohen Weihnachtsfeiertag und einen guten Rutsch. Freuen können wir uns auf alle Fälle auf die nächste Staffel im Jahr 2015!


Und hier noch der versprochene Trailer zu der Folge:

Serienrecaps zu "The Leftovers"

The Leftovers produziert von HBO handelt von unserer Welt, die plötzlich von einem mysteriösen Ereignis heimgesucht wird. Von jetzt auf gleich verschwinden 140 Millionen Menschen weltweit spurlos und lassen ihre Mitmenschen ratlos und trauernd zurück. Mit „verschwunden“ ist nicht gemeint, dass sie in der Dunkelheit der Nacht heimlich davon geschlichen sind, sondern tatsächlich innerhalb einer Sekunde einfach „puff“ weg waren. Die Serie spielt 3 Jahre später nach dem Ereignis, doch die Menschheit kann sich das Verschwinden der 2% Weltbevölkerung einfach nicht rational erklären, die Wissenschaft stößt an ihre Grenzen. Ist es ein Vorzeichen einer nahenden Apokalypse? Die plötzliche Auflösung von zufälliger Materie und Energie? Oder eventuell haben auch Zeitreisen und Außerirdische damit zu schaffen? Man weiß es nicht. Doch ich nehme die Herausforderung an die geheimen und subtilen Botschaften zwischen den Bildern zu finden und zu entschlüsseln, die Serie zu analysieren und kritische Fragen zu stellen. Ich lasse kein Bild, keinen Ton und keinen Schnitt unangetastet. Mit der Serie The Leftovers möchte ich mich an meine erste persönliche Recap-Reihe wagen und zu jeder Folge eine kleine Zusammenfassung/Analyse/Gedankengang/Meinung schreiben.

Warum grade The Leftovers? Dafür gibt es drei Gründe: zum einen finde ich diese Art von mysteriösen Serien schon immer sehr faszinierend, habe ich doch z.B. Twin Peaks und Lost regelrecht verschlungen. In jeder Folge werden neue Fragen aufgeworfen, die perfekte Lösung gibt es nicht. Lost ist ein gutes Stichwort, denn der zweite Grund ist der Showrunner der Serie Damon Lindelof, welcher besagte Serie über eine geheimnisvolle Insel mit produzierte. Ob das Ende gelungen war oder nicht, sei mal dahingestellt, doch viele positive Aspekte hatte die Serie auf jeden Fall. Es ist mir sogar lieber, wenn es am Ende nicht die perfekte Auflösung gibt und das Gesamtbild verschwommen und mysteriös vor sich hin wabert. Die Serie basiert auf einem Roman, geschrieben von einem mir noch unbekannten Autor namens  Tom Perotta, der zusammen mit Lindelof das Drehbuch entworfen hat.  Regie führen Peter Berg und Carl Franklin, von denen ersterer bereits durch Blockbuster-Unterhaltung aufgefallen sein durfte. Zuletzt ist auch der Cast nicht ganz uninteressant: in der Hauptrolle haben wir Justin Theroux, welcher bisher in Nebenrollen z.B. in American Psycho zu sehen war. Ob er in der Lage ist, eine Serie zu tragen, wird sich noch zeigen. Interessanter hingegen scheinen Namen wie Liv Taylor, die Elbin Arwen Abendstern oder Christopher Eccleston, besser bekannt als The Ninth Doctor.

Insgesamt sind 10 Folgen für die erste Staffel der Serie geplant, die nun seit Mitte Juni 2014 in den USA läuft und langsam aber sicher eine Fanbase aufbauen könnte. Wie sich das Ganze nun entwickeln wird, versuche ich durch, sagen wir mal, wöchentliche Recaps zu entdecken. Viel Spaß beim Lesen!

Pilot

Tom unter Wasser
Tom unter Wasser

Am Anfang steht das Ereignis selbst. Eine gestresste Mutter versucht nach qualvollen Stunden in einem Waschsalon ihr laut schreiendes Baby in den Kindersitz zu schnallen und dabei noch ein paar wichtige Telefonate per Smartphone zu führen. Doch kaum sitzt sie endlich hinter dem Steuer ihres Wagens ist plötzlich eine beängstigende Stille von dem Rücksitz zu vernehmen: Das Kind ist verschwunden. Mit langsam wachsender Panik beginnt sie danach zu suchen, den Namen zu Beginn noch laut rufend, innerhalb weniger Sekunden kreischend. Sie realisiert kaum, dass hinter ihr ein Junge ebenfalls auf der Suche nach seinem Vater ist und auf der gegenüberliegenden Straße zwei Autos krachend ineinander fahren. Blackscreen: 3 Jahre später. Das war es leider schon von besagtem Ereignis, dem Verschwinden der 140 Millionen Menschen. Ich frage mich: „Wo sind die weiteren Geschichten über den plötzlichen Verlust verschiedenster Menschen?“ Etwas enttäuscht bin ich schon, generell hätte man aus da noch mehr herausholen können, Schreckensvorstellungen von weiteren verschwundenen Autofahrern und Piloten kommen mir spontan in den Kopf. Die Hoffnung liegt für mich jedoch in den weiteren Folgen, welche eventuell weitere kleine Häppchen von diesem Tag präsentieren, dem Tag, der später als der „Heroes Day“ in Erinnerung der Menschen bleiben soll.

 

Drei Jahre nach besagtem Tag, einem 14. Oktober, lernen wir das Leben in die verschlafene Kleinstadt Mapleton in New York kennen. Die Menschen hier existieren vor sich hin und haben nicht allzu große Ziele vor Augen. Nebenbei laufenden Fernsehgeräten oder Radiosprechern können wir entnehmen, dass es immer noch ungeklärt ist, was zu dem Verschwinden der 2% Weltbevölkerung geführt haben könnte. Die einen sagen, es sei die Vorbereitung auf das „Jüngste Gericht“ und Gott hätte die Menschen zu sich geholt. Die anderen glauben an einen Fehler in der Matrix, an Aliens oder an den Zufall. Jede Erklärung ist so gut wie keine und keine Debatte führt zu irgendeiner Lösung.

Mitten in der Kleinstadt lernen wir den Polizei-Chief Kevin Garvey kennen, der früh am Morgen joggen geht. Dabei trifft er auf einen verwahrlosten Hund, dem er versucht sich zu nähern. Doch kurz bevor er ihn berühren kann, wird er vor seinen Augen erschossen. Der Schütze steigt in seinen Wagen und verschwindet. Es scheint wie ein Akt völliger Willkür, ein harmloses Tier zu erschießen, es ist nicht zu erklären und ungerecht. Was das zu bedeuten hat, wird uns erst im späteren Verlauf bewusst, denn Tiere werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

 

Kevin hat zwei Kinder, beide auf dem Weg ins Erwachsenenalter, dementsprechend kaum für ihn zu kontrollieren. Tom wohnt schon nicht mehr bei ihm, sondern arbeitet für einen mysteriösen Wunderheiler in der Wüste. Dieser scheint besondere Fähigkeiten zu besitzen, Dinge zu erahnen, Menschen glücklich und folgsam zu machen. Auf einer Ranch hat er schon zahlreiche im Pool badende Frauen und schwer arbeitende Männer um sich geschart. Wo wird das hinführen? Besitzt er wirklich übersinnliche Fähigkeiten oder kann er sich einfach nur gut verkaufen? Gruselig ist er allemal, wenn er nachts in Toms Zimmer schleicht, nur um ihm zu sagen, dass er die Finger von einem der Mädchen vom Pool lassen soll und dass demnächst etwas Wichtiges passieren wird. Tom scheint die gesamte Situation nicht allzu gut wegzustecken, nach außen hin gehorcht er, doch innerlich zerfrisst ihn das ungewisse Schicksal der Menschheit und seiner Familie. Deutlich wird das, wenn er nachts in den Pool springt, um sich unter Wasser die Seele aus dem Hals zu schreien. Ein kurzer Flashcut in seine Vergangenheit, zeigt uns das Bild von dem Suizid zweier Personen, die von einem Dach springen. Was genau in seiner Vergangenheit noch passiert ist, bleibt jedoch zunächst unklar und zerfrisst weiterhin sein Innerstes, wie ein stummer Schrei im Wasser.

Jill
Jill

Jill, die etwas jüngere Schwester von ihm, scheint ebenfalls die Orientierung verloren zu haben. Sie lebt zwar noch bei ihrem Vater, doch wie nicht anders zu erwarten nur an diesem vorbei. Während dieser sich noch bemüht ihr alles recht zu machen und sie zu beschützen, hört sie nicht auf ihn und versucht jeder Situation innerlich zu entfliehen. Als sie nach einer Party in dem Auto ihres Vaters die Leiche des toten Hundes entdeckt, beschließt sie diesen zusammen mit zwei Freunden zu begraben, weil sie nach einer Sex/Drogen-Party sowieso keine wirklichen Ziele mehr besitzt. Dieser Hund scheint nur einer von vielen zu sein, die nach dem Verschwinden ihrer Herrchen  verwildern und in der Kleinstadt zu randalieren. Das erkennt auch Kevin, als er eines Morgens in seine Küche kommt und feststellt, dass diese von Tieren vollkommen zerstört wurde. Hatte er zuletzt den erschossenen Hund noch betrauert, muss er zuletzt mit ansehen, wie ein ganzes Rudel über einen majestätischen Hirsch herfällt, welcher Kevin ebenfalls in der Realität und in Träumen begleitete. So muss er schließlich selbst zur Waffe greifen und Jagd auf die längst nicht mehr zahmen Vierbeiner machen.

Die Hunde scheinen eine Art Symbol für die alte Ordnung zu sein, sie zeigen was früher einmal war, aber längst nicht mehr ist und nie mehr sein wird. Das Verschwinden der Menschen zerfleischt die gesamte Erdbevölkerung, macht sie wirr und lässt sie aufeinander losgehen, worauf ich nochmal zurückkommen werde. Jill begräbt mit dem Hund dementsprechend auch die Vergangenheit, eventuell ihre Hoffnungen auf eine positive Zukunft. Die Ordnung, die Moral, die Menschlichkeit wird verbildlicht durch den mächtigen und gleichzeitig sehr ruhigen Hirsch, dessen Tod sich in der Folge zuerst durch Kevins Träume ankündigt, um dann grausame Realität zu werden. Hier muss sich Kevin entscheiden, ob er alles weiterhin einfach hinnehmen möchte, weiterhin trinken will und vor sich hin zu leben oder ob er bereit ist für das, was noch da ist, eventuell seine kaputte Familie, zu kämpfen. Letzten Endes entscheidet er sich dafür die alten Regeln über den Haufen zu werfen und ebenfalls zur Waffe zur greifen. Ein kräftigeres Statement als die Beerdigung des einzelnen Hundes, denn hier geht es um rohe Gewalt. Noch ist er nicht bereit einfach so aufzugeben. Kann seine Familie noch gerettet werden?

 

Denn wie wir am Ende des Piloten erfahren, ist seine Ehefrau Laurie gar nicht bei dem Ereignis selbst verschwunden. Sie hat sich, erschüttert in ihrem Glauben, einer sehr merkwürdigen Gruppierung angeschlossen, deren Mitglieder es für richtig halten, nur weiße Klamotten zu tragen, den ganzen Tag Kette zu rauchen und nicht zu sprechen. Diese „Sekte“ sorgt in der Kleinstadt für Provokation. Um neue Mitglieder zu rekrutieren, heften sie sich an die Fersen von unausgewogenen Menschen, wie in diesem Fall Meg gespielt von Liv Tyler, über die wir nur erfahren, dass sie demnächst heiraten wollte, dafür aber scheinbar noch nicht bereit ist. Schweigend und rauchend stehen sie ihr einfach nur gegenüber, machen sie dadurch mürbe bis sie kapituliert und sich freiwillig anschließt. Bei der Gedenkfeier für den Hereos-Day, welcher nicht nur an die Verschwundenen, sondern auch an die Helden dieses schlimmen Tages erinnern soll, taucht die Sekte mit großen Buchstaben auf, die den Satz: „Stop wasting your breath!“darstellen und marschiert in einer Linie auf die Teilnehmer der Feier zu. Diese reagieren empört, werden wütend und beginnen auf die Mitglieder einzuprügeln, die sich allerdings weder wehren und noch fliehen. Die Polizei rund um Kevin kann kaum eingreifen, Blut und Fäuste fliegen. Ein starkes Bild, welches wie in einer Art Trance eingefangen wird. Eine Verdeutlichung der Kontraste zwischen falschen Glauben und Hoffnung. Später erfahren wir, dass es auf der gesamten Welt zu solchen Ausschreitungen gekommen ist, zwischen den unterschiedlichsten Parteien. Die anhaltenden Diskurse und Meinungsverschiedenheiten über das Verschwinden der Menschen eskalieren nicht nur in politischen Debatten, jeder will seine Meinung für die Richtige hinnehmen und sie anderen Menschen aufzwingen. Die Menschheit beginnt sich selbst zu vernichten. Ob sich diese Lage noch in schwerwiegende Aufstände, eventuell sogar in Kriege entwickeln wird, ist leider nicht auszuschließen.

Kevin, der zuletzt betrunken zu seiner Frau fährt, um sie verzweifelt zu überreden, doch wieder zurück zu kommen, um wieder eine normale Familie zu sein, wird noch einiges mehr auf sich nehmen müssen, um das Chaos von seinen Mitmenschen und der Kleinstadt fern zu halten. Doch wie es vorher war, wird es wohl nie wieder werden, die Hunde sind verwildert und die Küche ist zerstört und verlassen. Was sich drei Jahre lang an Ungewissheit aufgestaut hat, wird im Laufe der Staffel nach und nach heraus brechen, ein Schrei, der auch unter Wasser zu hören sein wird.

 

Insgesamt wirkt die erste Episode stellenweise noch etwas träge und es scheint, die Serie braucht diesen Einstieg, um wirklich in Fahrt kommen zu können. Die eine oder andere Verwirrung kann bei der ersten Betrachtung noch aufkommen, etwas bei kurzen Sekunden der Erinnerungen oder Traumsequenzen, doch verursachen diese Momente gelungene Grenzüberschreitungen über die Realität hinaus. Viele Fragen wurden bereits aufgeworfen und es ist zu erwarten, dass noch einige folgen werden. Ob es schlussendlich zu einer Auflösung kommen wird, bleibt abzuwarten, doch mysteriös und leicht unheimlich scheint die gesamte Atmosphäre bereits zu sein. Ich bin gespannt und bleibe weiterhin dran.

Game of Thrones

Das Lied von Tod und Trauer oder "Warum ich es bedauere, dass ich der Serie verfallen bin!"

Vor Spoilern sei gewarnt!

 

Zerfallene Burgen, mittelalterliche Städte, Drachen und Könige, Bastarde und Huren, Intrige und Verrat  – dies sind nur wenige der vielen Begriffe, die ich mit Game of Thrones assoziiere. Lange habe ich es vor mir hergeschoben, mich an die zurzeit wohl erfolgreichste Serie auf dem Markt zu wagen, wollte ich sie mir einfach noch eine Weile aufsparen. Doch irgendwann wurde der Druck zu groß, von allen Seiten wurde geflüstert: „Sieh sie dir endlich an…“ Also habe ich nachgegeben. Das sollte mich teuer zu stehen kommen.

 

Schnell hatte mich die Serie in ihren Bann gezogen, so wie sie es schon mit tausenden Zuschauern vor mir gemacht hatte. Der raue und kalte Norden, regiert von der Familie der Starks, der warme und bösartige Süden, infiltriert durch die Lannisters und ihren Gefolgsleuten und die mächtige, schützende Mauer, welche die Zivilisation vor der wilden Bedrohung aus den Tiefen eisbedeckter Landschaften trennen soll, einzig mit der Nachtwache als ihre Behüter. Natürlich existieren noch weitere Lordschaften, Könige und Feinde, welche alle den Wunsch nach Macht und DER einen königlichen Krone hegen. Jedes Mittel und jeder Verrat scheint erlaubt im Spiel um den stählernen Thron. Denn was dem Zuschauer gezeigt wird, ist keine Stillstand, keine heiles Königreich, in welchem die Guten gegen die Bösen kämpfen und stets die Sieg davon ziehen. Wir sehen einen ständigen Wandel, eine Revolution und Kriege im sich stätig weiter bewegenden Rad der Zeit.

 

Genau hier ist die Grausamkeit der Serie versteckt, das Leid, welches sie dem Zuschauer aufdrängt. Dabei handelt es sich nicht um die extreme Darstellung von Gewalt, Sex und Leid, welche sich in dem großen Kontinent Westeros in allen Ecken wiederfinden lässt. Nicht um das Foltern, das Morden Unschuldiger und die Brutalität im Umgang miteinander. All das scheint zu dieser Welt zu gehören, ihre Existenz baut auf den Verlust menschlicher Körperflüssigkeiten auf. Ich spreche von der Grausamkeit des Unvorhersehbaren.

 

Vorhersehbarkeit ist uns in allen möglichen Geschichten, egal ob Film oder Roman, mehr als bekannt: die Guten gewinnen, der Junge bekommt das Mädchen und der Außenseiter wird zum Helden. Die meisten Handlungen bauen auf diesen simplen Regeln auf. Doch was geschieht, wenn man sich dafür entscheidet mit ihnen zu brechen? Wenn die Helden sterben und die Bösen gewinnen? Auch diese Art der Filme ist mittlerweile so bekannt wie Good-Feel-Movies. Doch Game of Thrones legt noch einmal eine Schippe drauf, hier wird nach keinen Regeln gespielt, hier wird getrickst, verraten und hintergangen. Wie Figuren auf einem mächtigen Spielbrett werden alle Lords, Könige und Vasallen in die richtige Stellung gebracht, um entweder eine Schlacht für sich zu entscheiden oder kläglich zu fallen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Person gut oder böse, ob die Arena das Schlachtfeld oder das Bett ist. Jeder kann gewinnen und verlieren, alles ist möglich. So kommt es, dass in GoT Protagonisten, Helden, ja unsere geliebten Bezugspersonen auf gemeinste und brutalste Weise hingerichtet und getötet werden. Sie werden uns entrissen und der Zuschauer leidet genauso wie die übrigen Helden, wenn nicht sogar schlimmer. Mir ging es so als ich die finalen Folgen der ersten Staffel sah und es wurde von Folge zu Folge schlimmer. Bis all dies im Finale der 3. Staffel übertroffen wurde. Verzweiflung und Trauer, Wut und Unverständnis breiteten sich in mir aus, als ich zusehen musste, wie die Helden fielen.

 

Nun steh ich vor der 4. Staffel und weiß nicht, ob ich erneut den Schritt wagen soll, mich in weiteres Verderben und Leid zu stürzen oder ob es genug ist. Natürlich werde ich weiter schauen, doch ich bereue es jetzt schon. Ich möchte damit nicht sagen, dass mir die Serie nicht gefällt, denn sie ist nicht ohne Grund eine der erfolgreichsten, aber sie quält einen. Sie selbst ist wie der weise und gütige König Joffrey: zynisch, bösartig und ein Psychopath. In irgendeiner Weise machen sie diese Eigenschaften jedoch so glaubhaft, so real und sehenswert, gleichzeitig grenzt sie sich durch ihr Extrem wieder von der Realität ab, bleibt Fiktion.

Wohin die Reise weiter geht, lässt sich wohl noch nicht sagen, zumal noch einige Staffeln folgen werden. Ich für meinen Teil werde mich genüsslich durch alle weiteren Folgen quälen, werde lachen, weinen, erstarren. Mich fragen, warum ich mich jemals darauf eingelassen habe und weiterhin hoffen, dass vielleicht doch irgendwo etwas Hoffnung zu finden ist.

 

9 von 10 blutende Dracheneier! 

Twin Peaks

Zuallererst: Ich bin baff und es erscheint nach der Sichtung dieser Serie nur logisch, dass einem tausende Fragen im Kopf herumschwirren, deren Beantwortung wohl nur durch die eigene Vorstellungskraft möglich ist.

 

Kurz zur Handlung: Twin Peaks handelt von einer kleinen amerikanischen Waldstadt, welche in einem Tal zwischen riesigen Tannen, Fichten und anderen Nadelbäumen liegt und der Serie ihren Namen verleiht. In dieser eigentlichen Idylle kommt es zu einem schrecklichen Mord an der jungen und bei allen beliebten Laura Palma. Sheriff Harry Truman ist ratlos und bekommt Unterstützung durch den Special FBI-Agent Dale Cooper. Dieser ist mir und vermutlich fast jedem weiteren Fan der Serie der liebste Charakter, da er mit seiner offenherzigen warmen und leicht exzentrischen Art nicht nur sämtliche Einwohner der Stadt, sondern gleich noch den Zuschauer um den Finger wickelt. 

Gemeinsam versuchen sie den Mord aufzuklären und stoßen bei ihren Ermittlungen auf viele dunkle und teils bösartige Geheimnisse, welche die Idylle der Kleinstadt nach und nach zerstören.

 

Neben dem gelungenen Mix aus Mystery, Horror, Seifenoper und Dramödie, sind es vorallem die Zeichnung der Charaktere und die typischen WTF-Momente, die jeder kennt, der schonmal einen Film von David Lynch gesehen hat, die schon ab der ersten Folge ihre magische Anziehung versprühen. Jede Szene ist etwas besonderes, da jede bis ins letzte Detail inszeniert ist und ausgelöst aus der Handlung für sich stehen könnte. Die Charaktere sind so perfekt inszeniert und bis in letzte Detail dargestellt, dass jeder seine eigenen fünf Seiten Text verdient hätte.

Genauso  ist es mit den Deutungen für die Merkwürdigkeiten, den Mysterien und vielen einzelnen Bildern, da der Zuschauer sich immer wieder mit seiner eigenen Interpretationskraft und Fantasie konfrontiert findet.

 

Ich könnte endlos so weiterschreiben, mir einzelne Szenen rauspicken und sie interpretieren, mir über das Ende den Kopf zerbrechen und versuchen, jede Frage zu beantworten. Das werde ich sicherlich noch machen, jedoch nicht in schriftlicher Form. Twin Peaks hat seine Spuren bei mir hinterlassen und wird mich noch einige Wochen verfolgen, wie ein böser Geist namens Bob. 

Jeder Zuschauer muss sich seine eigene Meinung bilden, seine eigenen Interpretationen aufbauen, deswegen möchte ich an dieser Stelle nichts weiter mehr vorweg nehmen, sondern euch einfach nur an Herz legen sich Twin Peaks anzusehen und voll und ganz darauf einzulassen. Ihr werdet es sicher nicht bereuen.

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