Filme und Kritiken

In dieser Rubrik soll es um Filme  gehen, die ich kürzlich gesehen habe und mich auch nach dem ersten Sehen noch eine Weile beschäftigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um absoluten Trash oder um zeitlose Klassiker handelt, schliesslich kann man zu allem etwas schreiben. 

Ich werde zusammenfassen, loben, kritisieren und mich dabei freuen.

Ant-Man

Irgendwie ironisch, dass es ausgerechnet der kleinste aller Helden ist, der bei mir den größten positiven Eindruck hinterlassen hat, was die letzten Marvelfilme anbelangt.

Das mag sicherlich daran liegen, dass Ant-Man sich wohl gerade aufgrund seiner geringen Größe gegenüber eines Guardians of the Galaxy durchaus zu beweisen weiß, nicht zuletzt wegen seines charismatischen Helden und des sinnvollen Einsatzes von CGI.

Scott Lang (gespielt von Paul Rudd) kommt gerade frisch aus dem Gefängnis und will sein Leben wieder in den Griff bekommen. Man könnte ihn als neuzeitlichen Robin Hood bezeichnen, denn verurteilt wurde er, für das Stehlen und Weiterverschenken einer ganzen Menge Geld eines ungerechten Firmenbosses. Obwohl er einen Master in Elektrotechnik hat, bekommt er aufgrund seiner Vorstrafe keine feste Anstellung, keine eigene Wohnung und darf damit auch nicht seine einzige Tochter sehen.


Aus diesen Gründen lässt er sich von seinem Freund dazu überreden ausgerechnet in das Haus von Prof. Dr. Henry Pym (gespielt von Michael Douglas), den ehemaligen Ant-Man, einzubrechen. Es kommt wie es kommen muss und Scott wird von Dr. Pym ausgebildet der neue Ant-Man zu werden, um die Welt wieder einmal vor einer gefährlichen Waffe, einem sogenannten Yellowjacket und ihrem wahnsinnigen Erfinder Darren Cross, zu beschützen. Denn Cross versucht verzweifelt, dass zu schaffen, was Pym schon vor langer Zeit heimlich gelungen ist, die Größe von Gegenständen und Lebewesen zu verändern, um damit den perfekten Soldaten zu schaffen und letztlich Profit daraus zu gewinnen.

Das will Dr. Pym verhindern, doch seine einzige Chance dafür scheint Scott zu sein, der irgendwie noch so gar nicht weiß, wie er in die Situation hineingeraten konnte.


Die Fähigkeiten des Ant-Man


Wie bereits Ironman ist auch Ant-Man vollkommen auf seine technischen Erfindungen angewiesen, allen voran der Anzug. Dieser ist mithilfe sogenannter Pym-Partikel in der Lage seinen Träger per Knopfdruck auf die Größe einer Ameise zu schrumpfen und auch wieder zu normalisieren. Aufgrund dieser geringen Größe kann er jedoch seine Kräfte beibehalten, welche komprimiert sogar noch verstärkte Ausmaße annehmen, wodurch er eine Art menschliche Gewehrkugel darstellt. Gleichzeitig besitzt er Wurfdiscs, die ebenfalls mit den Prym-Partikeln versehen sind, wodurch er auch andere Gegenstände schrumpfen und sogar auf unglaubliche Größe wachsen lassen kann.

Doch Ant-Man würde seinem Namen nicht gerecht werden, wenn er nicht auch in der Lage wäre mit Ameisen zu kommunizieren, wozu ihn ebenfalls eine Erfindung von Dr. Pym, die Aussieht wie ein Hörgerät, befähigt. Mithilfe dieser kleinen süßen Monster ist er in der Lage sich fliegend fortzubewegen, Angreifer zu attackieren oder Picknicke zu versauen…Ameisendinge eben.

 

Filmisches Handwerk


Wie ich in meinem Video schon kurz erwähnte, ist es vor allem Paul Rudd zu verdanken, dass Ant-Man wunderbar ausgeglichen auf  der Schiene Superheldengeschichte und Selbstironie fährt. Denn dem einen oder anderen Zuschauer könnte es durchaus schon mal schwer fallen einen Helden ernst zu nehmen, der sich als Ameisen-Mann betitelt. Da sind die Zuschauer tatsächlich nicht die einzigen, denn Scott Lang hat immer wieder Momente, in denen er nicht so wirklich glauben kann, was ihm da zugemutet wird. Alles wirkt sehr absurd und gleichzeitig sehr liebevoll gemacht, nämlich meist dann, wenn Scott in seinem Ameisenzustand ist und die Welt aus anderen Augen sieht. Hier kommt natürlich wieder viel CGI zum Einsatz, vor allem um die ganzen niedlichen Ameisen zu animieren, doch anders als z.B. den Avengers oder Guardians of the Galaxy kommt es hier nicht zu einer optischen Überreizung, sondern wirkt sehr harmonisch. Selbst der Endkampf ist vergleichsweise winzig und gerade darum so wunderbar passend.


Trotzdem habe ich auch hier und da ein paar negative Dinge anzumerken. Der Film braucht eine Weile ehe er in Fahrt kommt und ist dadurch stellenweise leicht langatmig. Und obwohl man bereits weiß, wie die Handlung ausgehen wird, wirkt vieles trotzdem recht pathetisch und bedeutungsschwer, was durchaus dem älteren Dr. Pym und seinem Gegenspieler Darren Cross zuzuschreiben ist. Der Humor ist meist wunderbar, vielleicht aber nicht jedermanns Geschmack, ich für meinen Teil musste ein paar Mal gut lachen, aber auch nicht über alles.

Hope (gespielt von Evangeline Lilly), die Tochter von Dr. Pym, empfand ich als etwas störend und unpassend, was vermutlich aber darauf zurück zu führen ist, dass sie sich zu Beginn Scott noch ziemlich in den Weg stellt und eine furchtbare Perücke trägt.


Auch die Verbindungen zum Marvelfilm-Universum, natürlich wird aus Scott ein weiterer Avenger, kamen stellenweise fast erzwungen in die Geschichte und haben dem ganzen Film beinahe wieder einen Dämpfer der Marke Das-ist-erst-der-Anfang gegeben. Als eigenständiger Film hätte mir Ant-Man fast besser gefallen, auch wenn ich das Cameo von Falcon sehr genossen habe.

Diese winzigen Punkte halten sich aber fast schon in Grenzen, es überwiegen doch der Humor und die Inszenierung der großen Welt rund um den kleinen Scott Lang.

Für mich bisher einer der wenigen Marvelfilme, der aufgrund seiner geringeren Größe definitiv in der oberen Liga mitspielen kann.

Jurassic World

Ich hab mal ein neues Projekt gestartet, was ich in Zukunft (un-)regelmäßig so weiterführen will mit. Weg von der Textform und mehr hin zur filmischen Darstellung. Ob mir das gelingen wird? Beurteilt es selbst mit meinem ersten Versuch =)

San Andreas

Obacht vor herabstürzenden Spoilern!


Ja, was habe ich denn schon erwartet. Gefreut habe ich mich auf ein reichhaltiges Action-Kino mit zweitklassigen Zerstörungsorgien und einem The Rock, der hier und da mal ordentlich ins Gesicht des Erdbebens schlägt und übermenschliche Fähigkeiten entwickelt.

 

Und es ist nicht zu glauben, aber das habe ich Großteils auch irgendwie bekommen. Direkt in den ersten Minuten des Films sehen wir ihn bei der Rettung einer 0815-Blondine aus einem abrutschenden Auto. Zunächst steuert er waghalsige Manöver mit seinem kleinen Heli, den er sich mal schnell über die breiten Oberarme gezerrt haben muss, klettert zu der Gefangenen herunter und reißt mit einer kurzen Handbewegung ruck-zuck die Autotür aus dem Wagen, anstatt sie einfach zu öffnen…naja geht nicht, bei so viel unbändiger Männlichkeit.

 

Doch in Wahrheit ist der Mann ein gebrochenes Sensibelchen, der es nicht verkraften konnte, dass er vor ein paar Jahren seine Tochter nicht retten konnte, die beim Paddeln aus dem Boot gefallen ist und scheinbar direkt ertrank als sie mit dem Wasser in Berührung kam. Anstatt sie zu retten, sah er ihr lieber beim Sterben ins Gesicht, so zumindest seine Erzählung. Ernsthaft, ich hab nicht ganz verstanden, warum er sie nicht retten konnte…Sie ist aus dem Kanu gefallen, beim Wildwasserrafting vermutlich, mit einer Rettungsweste und er erzählt, er habe ihr beim Ertrinken unter Wasser zugesehen? Naja, egal, dafür kann er jetzt Autotüren aufreißen.

 

Auf jeden Fall kam seine Frau mit seiner Trauer nicht ganz zurecht, hat ihn verlassen und lebt nun bei einem neuen reichen, schmierigen Typen, dem Anführer der Fantastic 4 aus den alten Filmen (nicht die Neuauflage, die bald kommen wird), der aber leider alles andere als super ist. Rocks zweite Tochter lebt noch, hat sich zumindest körperlich für hollywoodsche Maßstäbe prächtig entwickelt und mag Fahrradfahren, auch sie wohnt bei dem wohl tollsten Architekten der Welt. Ja, genau, der neue Freund der Mutter ist Architekt und ist gerade zufällig dabei einen der größten und tollsten und SICHERSTEN Wolkenkratzer der Welt in San Francisco zu bauen…schon zu 80% verkauft…eigentlich doch toll der Mann.

 

Parallel beobachten wir noch zwei Seismologen, Erdbebenwissenschaftler wie der Film uns erst lang und breit erklären will, die just an dem Tag, an dem die Ereignisse beginnen, die Fähigkeit entwickeln, Erdbeben frühzeitig zu erkennen. Ungefähr 10 Sekunden bevor es losgeht…Zufällig war das Messen auch nur auf dem vor Las Vegas liegenden Hoover Staudamm möglich. Naja, der steht in dem Film eh nicht lange. Ein Wissenschaftler noch übrig, Paul Giamatti  übrigens, der eine oder andere hat ihn sicher schon in irgend einem Film gesehen…er ist einer der Schauspieler, die man sieht und sich sagt, ja, den hab ich schon mal gesehen, ich weiß nur nicht genau wo. Egal, ich verrenne mich hier.

 

Erdbeben! Genau, als es dann losgeht ist unser Freund, der Fels in der Brandung glücklicherweise gerade wieder mit seinem Helikopter unterwegs. Aber anstatt jetzt das Erdbeben einfach aufzuhalten, indem er die zerklüftenden Erdplatten wieder zusammenzieht oder wenn das nicht gelingen will, wenigstens so vielen Menschen wie möglich mit seinem Heli das Leben zu retten, beschließt er lieber seiner Ex-Frau von einem Hochhaus aufzugabeln und sich mit ihr bis ins zusammenstürzende San Francisco durchzukämpfen. Neben einigen gemütlichen Helikopterrunden, Autofahrten und Tandemfallschirmsprüngen auf ihrer Abenteuerreise von LA nach SF sieht man hier und da Gebäude einstürzen und die Tochter um ihr Überleben kämpfen. Zusammen mit einem Mister Niceguy und seinem kleinen nervigen Bruder retten sie sich gegenseitig immer mal wieder aus gefährlichen Situationen, Gleichberechtigung und so, und entscheiden sich entgegen allen anderen Anwohnern lieber in der Innenstadt in einem Wolkenkratzer Schutz zu suchen, wo Papi sie dann retten kann.

 

Naja, das vorhersehbare Ende verrate ich an dieser Stelle mal nicht, aber da der Film 100% Katastrophenfilm-Schema F abarbeitet, ist das wohl gar nicht nötig. Auch die obligatorische amerikanische Flagge darf am Ende im Licht der untergehenden Sonne nicht fehlen, dazu Rocks Stimme: „Wir bauen es einfach alles wieder auf.“ Klar, ist ja nur Beton und waren ja auch nur leere Gebäude, Gott sei Dank, wäre ja schlimm, wenn in dem Film Menschen ums Leben gekommen wären.

Kurz noch was zur Art des Films. Die Effekte waren in Ordnung, das meiste kennt man bereits aus Emmerichs Werken und eigentlich kann das auch nicht mehr sehr überzeugen, weil einfach nichts Besonderes dabei war. Ganz nett war das Zusammenstürzen einzelner Bauwerke, aber im Großen und Ganzen nichts Neues. Der erwünschte harte Dwayne, der einfach mal auf den Putz haut, kam hier und da zum Vorschein, blieb aber meiner Meinung nach zu sehr hinter Möglichkeiten zurück. Er hätte gerne noch ein paar mehr Typen ins Gesicht schlagen können, mehr coole Sprüche wären auch nicht schlecht gewesen. Der Film war aber tatsächlich doch recht amüsant, egal wie sehr ich mich jetzt hier ausgelassen habe, vermutlich gerade deswegen, weil er die Möglichkeit bietet, sich über ihn so herrlich stupide zu schreiben. Gleiches galt auch während der Sichtung, ganz gemütlich konnte man sich an fast jeder Stelle darüber auslassen, wie unlogisch es doch gerade ist, einfach weil  man nichts Wichtiges verpassen würde. Das Gute am Film ist wirklich, dass er so einfach ist und nur dazu da, um abzuschalten. Und das macht er wirklich gut, denn zumindest mich, hat der Film trotzdem zu keiner Zeit genervt oder gelangweilt. Einfach einfachste Unterhaltung. Muss auch mal sein.

 

5 von 10 herabfallende Gebäudeteile =)

Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere

Kurz vor Weihnachten ist es in unseren Kinos endlich soweit, nach 2 Jahren Warten kommt die Reise des kleinen Hobbits endlich zu einem Ende. »Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere« heißt das große Finale und verspricht epische Kämpfe zwischen allen Völkern Mittelerdes. Aber hält der Film, was er verspricht?

(Ich warne an dieser Stelle vor Spoilern.)

 

Der Film setzt genau da ein, wo der zweite Teil aufhörte. Drache Smaug kommt, verwüstet das Fischerdorf, die Menschen fliehen, doch bevor es überhaupt richtig los geht, ist es vorbei, Smaug ist tot und das Dorf brennt. Die Menschen suchen nun eine Unterkunft im Berg, doch der Zwergenkönig hat die Drachenkrankheit und will nicht teilen. Neben den Menschen und Zwergen kriechen auch die Elben und die Orks aus ihren Löchern hervor, es kommt zu einer gewaltigen Schlacht an deren Ende die Bösen irgendwie besiegt sind, die Guten auch ein bisschen, trotzdem ist Grund zu feiern. Das sieht man aber nicht mehr, denn Bilbo will nach Hause. Zwischendrin kämpfen Saruman, Galadriel und Elrond noch gegen den Geist Sauron und seine Ringgeister und der Hobbit macht hier und da noch ein paar niedliche Späße, weil er so klein ist. Das Ganze wurde auf 2,5 Stunden Filmzeit gestreckt, denn Schlachten brauchen ihre Zeit.

 

Nein, finde ich eigentlich nicht. Schlachten und Kriege in Filmen sind in der Regel besondere Höhepunkte, die den Konflikt zwischen unterschiedlichen Parteien auf die Spitze treiben und für Dramatik und Unterhaltung bzw. Action sorgen. Die Schlacht der fünf Heere ist jedoch sehr ausgedehnt, sehr gewaltig und sehr lang. Sie nimmt fasst den gesamten Film ein und das macht ihn fasst schon langweilig. Man hat das Aufeinanderprallen verschiedener Heere schon ein paar Mal gesehen, ich erinnere nur, an Die Rückkehr des Königs. Demzufolge müssten es wieder die besonderen Kämpfe und atmosphärischen Gegenüberstellungen einzelner Personen sein, die das Feuer des Kampfes erhalten. Ich erinnere nur an die Szene in der Eowyn den König der Nazguls mit letzter Kraft erlegt. Oder als Legolas leichtfüßig und mit beeindruckenden Pfeil-und-Bogen-Moves einen ganzen Olifanten erledigt. Solche Momente fehlen dem Hobbit, die Schlacht ist Chaos und auch die einzelnen Kämpfe wirken kaum noch, ich sage nicht „gar nicht mehr“, sondern „kaum noch“, heroisch, sondern ziehen sich nur unnötig in die Länge.

 

Das ewige Gekämpfe ist nicht das Einzige, was mich geärgert hat. Als am Ende des zweiten Teils der Saga Drache Smaug seine Einöde verließ und mit seiner durchdringenden Stimme dem Zuschauer verkündete, dass er der Tod sei, ließ das auf ein würdiges und episches Finale hoffen. Doch stattdessen bekommt dieses mächtige Wesen eine fast schon unwürdige 10 Minütige Eingangssequenz mit einem viel zu schnellen Ende. Generell wirkt fast jede Figur viel zu blass und unscheinbar, viel zu viel passiert in zu kurzer Zeit. Nicht, dass der Film noch hätte länger gehen sollen oder ich mir noch einen 4. Teil gewünscht hätte, aber weniger ist oftmals mehr.

 

Abschließend noch ein paar Worte zur allgemeinen Trilogie. Ich finde es ein wenig schade, dass Peter Jackson versucht hat ein Kinderbuch derart episch zu verfilmen. In den ersten beiden Teilen hat es noch ganz gut funktioniert, denn hier gibt es Momente die wirklich was Besonderes darstellen und auch die Höhepunkte des Romans hervorheben, wie eben jenes Rätselraten zwischen Gollum und Bilbo oder Smaugs Suche nach dem Hobbit in den riesigen Bergen aus Gold und Juwelen. Diese Filme boten einige Besonderheiten, waren verzaubernd und konnten einem zur gleichen Zeit das Fürchten lehren. Teil Drei wird der Vollkommenheit nicht mehr Gerecht, trennt sich von der Trilogie irgendwie ab. Hinzu kommen die Massen an CGI-Effekten, die zumindest bei mir irgendwann eine Reizüberflutung auslösen. Auch die erhöhte Framrate pro Sekunde ist teilweise sehr gewöhnungsbedürftig; kann man sagen, dass etwas zu realistisch aussieht? Aber diese Punkte sind alles Geschmackssache und im Endeffekt muss jeder selber entscheiden, ob es ihm gefällt oder eben nicht.

Die Schlacht der fünf Heere ist ein sehr bombastischer Kriegsfilm ohne wirkliche Seele und Besonderheit, was ihm vor allem fehlt, ist das Heroische, das Epische, was der Herr der Ringe ganz anders darzustellen wusste. Das liegt vielleicht daran, dass die Schlacht keine wirkliche Bedeutung besitzt, die kämpfen halt um den Berg, na und?

 

Ganz so schlecht, will ich den Film jetzt auch nicht machen. Das genutzte CGI, wenn es auch viel zu übertrieben ist, sieht wirklich großartig aus. Auch die Inszenierung der Schlachten, einige Kamerafahrten und  einige Verweise auf DHDR sind wirklich sehenswert. Aber wo ich gerade dabei bin, Legolas wird am Ende des Films losgeschickt, um sich um Aragorn zu kümmern, der als Streicher sein Unwesen treibt. Aber wäre das nicht viel zu früh? Bilbo ist hier vielleicht so um die 40-50 Jahre alt, bei DHDR jedoch 111. Wenn Aragorn also zur Zeit des Krieges schon ein junger Mann ist, müsste er bei seiner Rückkehr so um die 70 Jahre alt sein? Vielleicht verrenne ich mich hier, aber es schien mehr sehr erzwungen, dass Legolas am Ende unbedingt losgesandt wurde, zu etwas, was zeitlich noch gar nicht geschehen sein kann. Unbedingt also noch ein DHDR-Verweis reinzuquetschen kann also auch nach hinten losgehen, lieber Herr Jackson.

 

Alles in allem ist die Schlacht der fünf Heere nicht der gelungene und epische Abschluss den sich der eine oder andere Fan sicherlich erhoffen mag, doch viele werden davon begeistert sein, was irgendwo auch verständlich ist, wenn man auf stundenlange seelenlose CGI-Kämpfe steht. Ein Blockbuster, der viel Geld in die Taschen aller beteiligten spielen wird, ist es auf jeden Fall. Und ist das nicht die Hauptsache?

 

5 von 10 funkelnden Arkensteinen =/

 

Kleines Edit zwecks Aragorn: Er ist tatsächlich schon 87 Jahre alt in der Herr der Ringe-Trilogie, er gehört dem Haus der Numenors an, welche mit einem langen Leben gesegnet sind. Trotzdem fand ich den Hinweis am Ende an Legolas sehr erzwungen, unbedingt noch mal Herr der Ringe erwähnen...

Hier gibts eine Szene aus der extended Edition dazu:

Interstellar

„Alles was passieren kann, wird passieren!“


Christopher Nolans neues Werk ist ein Traum. Ein Traum von einer möglichen staubigen Dystopie, dem Ende der Menschen und dem Ende unseres Planeten. Aber auch ein Traum von einer ungewissen  Zukunft, von den weiten des Weltraums und den unendlichen Möglichkeiten, die in fernen Galaxien noch schlummern.  In Inception wurden Träume künstlich konstruiert, es wurde Reisen und Veränderungen durch sie ermöglicht. Interstellar ist nicht mehr künstlich, der Traum übernimmt die Kontrolle über die Geschichte und den Zuschauer. Alles was passieren kann, wird passieren, tatsächlich. Die Szenen verschwimmen trotz ihrer Vielfalt an behandelten Themen zu einer undurchdringlichen Logik eines großen Ganzen, Raumfahrt, Staub, Geister, Liebe und die gefälschte Mondlandung. Ich habe mich im Kinosessel zurückgelehnt und es war wie mit offenen Augen zu träumen. Spätestens wenn es wirklich in den Weltraum geht, wird alles so faszinierend und fern jeder Wirklichkeit, dass es weit über den menschlichen Verstand und die Vernunft hinausgeht.


Nolan entführt uns auf fremde Planeten, die in der Lage sind die Zeit zu verändern. Er zeigt uns nicht nur einfach drei, nein, er bezieht sich auf fünf verschiedene Dimensionen, versucht so weit wie möglich in die Menschheitsgeschichte vorzugreifen. Dabei entstehen durchweg Bilder von fremden Welten, denn auch die Erde ist zu einem fremden und unbewohnbaren Planeten geworden. Neue Räume und Zeiten werden durch Anomalien erschaffen, die sich weit von physikalischer Logik  abgrenzen und nur durch reinen menschlichen Überlebenswillen behaupten können. Gravitation beeinflusst die Zeit beeinflusst den Mensch beeinflusst die Liebe beeinflusst das Überleben. Alles verschwimmt zueinander und erschafft eine Geschichte, die vermutlich niemals enden wird.


Über Filmtechniken braucht man bei Nolan sicher nicht mehr streiten, auch der von Hans Zimmer komponierte Score ist unglaublich packend und stellenweise ist der Kontrast zwischen Sound und der Stille des weiten Raums so extrem, dass es einen fasst zerreißt. Schauspielerisch ist Matthew McConaughey eine klasse Verkörperung des Vaters und unfreiwilligen Astronauten, er sorgt für eine sehr intensive Gefühlsebene des Films. Besonders überzeugend für mich und die allgemeine eher bedrückend-düstere Stimmung des Films aufhellend: Roboter- Sidekick TARS. Das Humor-Level war in allen Momenten richtig skaliert, lachen musste ich auf jeden Fall. Dadurch und vielen anderen Elementen kommt es trotz der 3 Stunden Laufzeit so gut wie nie zu Langeweile.


Interstellar ist für mich einer der besten Filme des Jahres, doch ob er der beste Film Nolans ist, kann und will ich nicht sagen. Hier und da findet man in diesem Film Zitate aus Klassikern wie 2001 und auch aus Nolans eigenen Filmen, Erinnerungen, Hinweise, Ehrungen. Er verneigt sich vor der Vergangenheit und möchte die Zukunft noch weit über menschliches Denken hinaus transportieren. Ein wahrhaft traumhaftes Werk.


9 von 10 verschwommenen Singularitäten =)


Teenage Mutant Ninja Turtles (2014)

Ich liebe die Turtles. Seit meiner frühesten Kindheit sind sie für mich die Helden schlechthin. Ich hatte tausende Spielzeuge von ihnen, mein Lieblingskuscheltier war Donatello und ich hab stetig versucht keine Folge der genialen Serie von damals zu verpassen. Auch die Filme waren für mich ein absolutes Highlight, mein Vater hatte sie mir noch im Fernsehen auf VHS aufgenommen, natürlich mit damaliger Werbeunterbrechung und Überspielungsfehlern. Ich wurde quasi magisch angezogen von allem was in giftgrün geleuchtet hat und mit TMNT betitelt war. Obwohl ich es bis heute nicht kann, wollte ich immer Skateboard fahren, Pizza hat sich zu meinem absoluten Lieblingsgericht entpuppt und von meinen endlosen Versuchen coole Ninja-Moves zu machen, will ich gar nicht erst anfangen. Auch heute schaue ich mir noch gerne die alten Klassiker an und bin durchaus auch von der animierten Neuauflage nicht abgeneigt. Die Turtles haben mein Leben extrem stark geprägt, weitaus mehr als es Pokemon oder jeder Disney-Film jemals konnten. Doch auf die Frage, warum es grade die Teenage Mutant Ninja Turtles waren und irgendwie auch immer noch sind, habe ich keine Antwort. Vielleicht weil ihre Art zu leben für einen kleinen Jungen einfach wahnsinnig cool war.

 

Doch genug von dieser nostalgischen Schwelgerei, kommen wir zur harten und grausamen Gegenwart, zur Vergewaltigung meiner Kindheit, zur neuen Hollywood-Grausamkeit, dem Reboot der Teenage Mutant Ninja Turtles, welches ab heute in allen deutschen Kinos läuft.

Produziert von Michael-Ich-mach-meine –Scheiße-zu-einer-großen-Menge-Geld-Bay und unter der Regie von Jonathan Liebesmann, der auch schon den einen oder anderen Flopp produzieren durfte, war eigentlich von Anfang an klar, dass der Film zum Scheitern verurteilt sein würde. Auch die im Vorfeld entstandenen Streitigkeiten mit den Fans als Bay seine erste geniale Idee aus den Turtles einfach Aliens zu machen, präsentierte, hätte mir schon genug Warnung sein sollen.

 

Trotzdem saß ich gestern im Kinosaal und quälte mich durch die knapp 100 Minuten Determinierung meiner Kindheitshelden. Die erste Hälfte des Films darf man zunächst der unglaublich unpassenden und untalentierten Megan O’Neil (oder April Fox) dabei zusehen, wie sie dumm mit ihrem Smartphone verwackelte Fotos schießt und mit ihrem unsympathischen Kameramann liebäugelt. Als dann endlich die Turtles und ihr Meister Splinter auf den Plan treten, schüttelt es einen kurz durch aufgrund der „realistischen“ Optik der gepanzerten Brüder. Es gab ja auch hier im Vorfeld schon viel Aufruhr um die optische Erscheinung, zu eklig und unsympathisch, ich kann dem nur zustimmen. Vor allem Meister Splinter sieht aus als wäre er einem Reaktorunfall zum Opfer gefallen. Einziger Pluspunkt hierbei ist die äußere Charakterisierung durch diverse Gadgets und Merkmale der unterschiedlichen Turtle-Charaktere, doch täuscht das nicht über ihre ugly-faces hinweg. Der Rest des Films geht dann Schlag auf Schlag, Shredder tritt sofort auf den Plan und wen wundert es, es handelt sich bei ihm um nichts anderes als einen Robotor-Samurai. Tatsächlich bekommt er seine Rüstung erst just an dem Tag, an dem er seinen bösen und überaus innovativen Plan in die Tat umsetzt, die Stadt von einem Wolkenkratzer aus mit einem gefährlichen Virus zu infizieren, nur um dann für viel Geld ein Heilmittel zu verkaufen. Unglaublich böse eben. So findet auch der finale Kampf, wie man es schon aus anderen Filmen gewohnt ist, auf dem Dach besagten Wolkenkratzers statt. Unnötig zu erwähnen, dass dem allen viel mehr Action und Explosion beigemessen wird, als notwendig ist. Dann lieber doch noch einmal The Amazing Spiderman schauen, dessen Finale exakt den gleichen Ablauf besitzt.

 

Was von Anfang an feststand, bestätigte sich leider in allen Fällen: der Film ist ein billiger und liebloser Abklatsch des Originals und hat außer den Figuren keinen Bezug zu der alten Serie, den Comics oder den Klassikern. Ohne besonderen Witz wirkt das gesamte Konzept viel zu sehr erzwungen, als dass es in irgendeiner Art begeistern könnte. Einziger Lichtblick war die Eis-und-Schnee-Szene, welche im Nachhinein betrachtet, nicht mehr als 0815-Actionkino darstellt. Letztendlich war es ein Fehler diesen Film zu sehen, man schwankt den gesamten Film über zwischen Langeweile und sinnfreier Story, es hat mir persönlich keinen Spaß gemacht. Meine Kinoenttäuschung des Jahres.

 

2 von 10 „Halbschalen“…furchtbar...

 

Guardians of the Galaxy


Knallbunt und mit viel Lärm kam der neue Film von Marvel daher. Mit einem bisherigen Einspielergebnis von rund 280 Millionen US-Dollar in den USA,  ist Guardians of the Galaxy  (bis jetzt) der erfolgreichste Film im Kinojahr 2014. Warum ich das neue Werk von Regisseur James Gunn trotzdem für einen der schwächeren Marvelfilme halte,  erkläre ich euch hier.

 

Der Film entführt uns zusammen mit dem jungen Peter Quill gleich zu Beginn weit, weit, weit hinein ins tiefe Weltall. Von einer Gaunerbande von der Erde aufgesammelt, wird er von ihnen zum Meisterdieb erzogen, der sich selbst mit seiner großen Klappe als Star Lord bezeichnet. Hinzu kommt sein Hang zu 80’er Jahre Pophits und bunten Alienfrauen, fertig ist der an Indiana Jones erinnernde Held des Films. Sein aktueller Auftrag, eine silberne Metallkugel zu stehlen, bringt ihn rasch in allerlei Schwierigkeiten. Zum einen hat es der bösartige Badoon-Kommandant Thanos auf die Kugel abgesehen, um mit ihrer Macht, wie sollte es anders sein,  Herrscher über die Galaxie zu werden.  Zum anderen wird er von der intergalaktischen Polizei verhaftet und in ein großes Weltraumgefängnis gesteckt, wo er auf einen verrückten Haufen von Persönlichkeiten trifft, die alle irgendwie mit Thanos oder der merkwürdigen Kugel verbunden sind. Die grüne Kämpferin Gamora, eine ehemalige Untergebene Thanos; Drax, der Zerstörer, ein muskulöser Krieger, der nicht in der Lage ist Metaphern zu verstehen und durch Thanos seine Familie verloren hat; Rocket Racoon, ein kleiner sprechender, aber aufbrausender Waschbär und sein Kumpel Groot, ein wandelnder Baum, der durch einen einprägsamen One-Liner („Ich bin Groot“) und einzigartige Wachstumsfähigkeiten begeistern kann. Trotz erster Differenzen aufgrund der unterschiedlichen Charaktere, bilden die fünf mit der Zeit das selbsternannte Team der Guardians of the Galaxy, welches sich dem finsteren Thanos und seiner kleinen blauen Helferin Nebula gegenüberstellt, um nicht weniger als das gesamte Universum zu beschützen.

 

Dieser durchgewürfelte Haufen an merkwürdigen Figuren ist super gelungen und bietet auf allen Ebenen überzeugende Unterhaltung. Ich denke allerdings, dass hier noch viel mehr Potenzial drin steckt, welches spätestens in der Fortsetzung zur Geltung kommen sollte. Spaßig ist der Film dabei auf jeden Fall: ein Gag jagt den nächsten, sodass meine Mimik fast durchgängig zwischen Schmunzeln und Lachen hin und her schwankte. Der ein oder andere Witz mag dabei erzwungen wirken, doch im Großen und Ganzen  ist man auf der Schiene wirklich versorgt. Dem anzuschließen sind die wahnsinnigen Effekte, welche vor allem in 3D ihre volle Wirkung entfalten. Marvel hat es mittlerweile sehr gut drauf, diese Technik vollkommen auszunutzen; unnötige digitale 3D-Nachbearbeitung für ein besseres Einspielergebnis ist fehl am Platz.

 

Leider fehlt dem Film allerdings das Wichtigste, eine gute Story. Es ist einfach wieder die immer gleiche Leier von einem Superschurken, der eine Superwaffe dazu benutzen will, alles zu vernichten und einzig von den Helden aufgehalten werden kann. Der Film bietet daher keine wirklichen Überraschungen, keine besondere Atmosphäre und wirkt insgesamt wieder nur wie ein Auftakt zu ganz vielen weiteren Filmen, was er ja tatsächlich auch ist. Das sorgt für Vorhersehbarkeit, was dann zum Ende hin, zumindest bei mir, etwas in Langeweile überging. Auch die riesige Sammlung an CGI-Effekten wirkt nach und nach nur noch ermüdend und bietet somit keine Besonderheiten fürs Auge mehr. Ständige Explosionen, gewaltige Raumschiffschlachten und ein unglaubliches Tempo, was sich durch den gesamten Film zieht, versucht zwar zu unterhalten, ergibt zuletzt jedoch leider eine Reizüberflutung, sodass ich dann doch froh war, als die Credits liefen.

Trotzdem hat mir der Film gefallen, er bietet eine solide Unterhaltung und ist auf jeden Fall was, um sein Hirn auszuschalten und sich voll und ganz der Leinwand hinzugeben. An einigen Stellen merkte ich, dass der Film eher auf ein jüngeres Publikum abzielte, daher für mich nicht der beste Marvel-Film. Steht man allerdings auf ein lautes Krachbumm-Kino mit Knalleffekten, dann ist man hier gut aufgehoben.

 

Ich bin Groot und gebe 7 von 10 Strichen über die Kehle =)

Enemy

Da ich mich hier an einigen wirren Teorien der Auflösung für den Film versuche, sei hier ganz deutlich vor Spoilern gewarnt!

 

„Chaos is order yet undeciphered“

 

Wie eine Anleitung zur Entwirrung der darauf folgenden Handlung wird dem Zuschauer zu Beginn dieser Satz präsentiert. Anders formuliert könnte man auch sagen: Alles ergibt einen Sinn, du musst dir nur Mühe geben, es zu sortieren. Doch wenn ein Film schon diesen Hinweis trägt, dann möchte er von seinem Betrachter alles, außer entschlüsselt zu werden.

Adam Bell, ein leicht exzentrischer Geschichtslehrer lebt ein langweiliges und auf ständiger Wiederholung bestehendes Leben. In einem kleinen Apartment wohnen er und seine Freundin aneinander vorbei. Dieser reguliert-eintönige Ablauf wird je unterbrochen, als er einen Film sieht, in welchem ein Mann mitspielt, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sofort macht er sich auf die Suche nach seinem mysteriösen Doppelgänger und verliert sich immer mehr in Wahn und Realität.

Ein Film, der viele Fragen aufwirft, deren Antworten irgendwo in der Handlung versteckt sind. Hinweise, die gefunden werden wollen. Andeutungen, dahin geworfene Sätze, aufkeimende Bilder und eine Atmosphäre aus beklemmender Anspannung. Das verworrene Geflecht aus Großstadt und Spinnennetz scheint sich nicht wirklich entwirren zu lassen, ich selbst habe einige Theorien, die jedoch allesamt nicht wirklich ineinander übergreifen wollen.

Als Zuschauer bekommen wir Hinweise, erinnern wir uns an das Foto, welches zuvor noch halbiert, mit einem Mal wieder ganz in einem Bilderrahmen zu finden war. An die Symbolik der Tarantel und der hohen Gebäude. An die Blaubeeren und die Worte der Mutter. Irgendwie scheint jede Möglichkeit zu passen und gleichzeitig keine von ihnen, ich werde nun kurz einige Möglichkeiten nennen.

Die Möglichkeit, die der Film uns präsentieren würde, wenn man nichts hinterfragen möchte und alles dankbar annimmt, was einem gezeigt wurde: beide Personen existieren in der Realität und es scheint eine Laune der Natur zu sein, dass sie in allen körperlichen Merkmalen vollkommen identisch sind. Doch zu unwirklich wirkt diese Variante, sie birgt zu viele Stolpersteine. Wieso haben beide an der gleichen Stelle dieselbe Narbe? Wie kommt das Foto plötzlich in die Wohnung des Doppelgängers zusammen mit einer Frau, die er doch vorher noch gar nicht kennen dürfte?

Die nächste Möglichkeit ist schon etwas komplexer, ließe sich allerdings ebenfalls mit Leichtigkeit außer Kraft setzen: zuletzt sehen wir den Doppelgänger Anthony einen schweren Autounfall zusammen mit Adams Freundin im Wagen verursachen. Die Theorie basiert nun auf den Gedanken, dass Adam und Anthony ein und dieselbe Person sind, was generell als die wahrscheinlichste Möglichkeit erscheint. Anthony hat seine schwangere Frau betrogen mit einer blonden Frau, die bei dem Autounfall allerdings verstorben ist. Anthony hat diesen Unfall mit Gedächtnisverlust überlebt, kann sich aber an nichts mehr erinnern und fängt nach und nach an alles zu erinnern. Wird Geschichtslehrer und nennt sich Adam. Der Film erzählt die beiden Geschichten somit parallel, allerdings laufen diese zeitlich nacheinander ab. Das kann jedoch nicht funktionieren, zu viele Dinge sprechen dagegen. Eine ähnliche Theorie wäre, dass der Autounfall das Ende der Handlung wäre, Anthony zuvor seine Frau betrogen hat, Adam sein schlechtes Gewissen war oder seine zweite Persönlichkeit und alles nach und nach den Bach runterging.

Die letzte Theorie ist vermutlich am wahrscheinlichsten, passt sie auch zu der merkwürdig mysteriösen Aura des Films. Adam und Anthony sind zwei Möglichkeiten eines Lebens einer Person. Soll heißen, Adam wenn er sich für die eine Frau entschieden hätte und Adam wenn er sich für die andere Frau entschieden hätte. Durch einen Fehler in der Matrix laufen sich die beiden Identitäten über den Weg, wodurch Zeit und Raum nach und nach kollabieren, sich beide Realitäten miteinander vermischen. Beide werden zur selben Person, Menschen verwandeln sich in Tiere und das Verhalten aller beteiligten wird unerklärlich. Das Universum versucht diesen Fehler zu beheben, indem es Anthony und Adams Freundin umbringt und Adam zu Anthony werden lässt.

Soweit zu möglichen Theorien, ihr seht an diesem Text meine wirren Gedanken, die mir während der Sichtung durch den Kopf geflogen sind. Ein Film, der einen nicht nur zum nachdenken anregt, sondern dazu auffordert, sich in ihm zu verlieren. Keine meiner Theorien wird mit 100 Prozent passen und trotzdem habe ich noch einige andere Fragen und Ideen, die doch irgendwie die Vollständigkeit in dieses Puzzle der menschlichen Psyche hineinbringen müssen.

 

9 von 10 schwangeren Spinnenbeinen =)

A Million Ways to Die in the West

Es ist Männertag und welcher Film würde zu diesem überschätzten Freudentag der Herren wohl besser passen als Seth MacFarlanes (dem Typen, der Family Guy und Ted gemacht hat) neue Absurditäten-Komödie „A Million Ways to Die in the West“. Das dachten sich auch meine zwei Feiertagsgesellen und ich, worauf wir beschlossen, unsere wettertechnisch eher maue Wanderung wenigstens mit ein paar gepflegten Albernheiten abzuschließen. Doch wie immer, wiegt die Vorfreude mehr, als der folgende Kinobesuch.

 

Die Story ist banal, eigentlich recht langweilig. Der Schaf-Farmer Seth MacFarlane wird von seiner blöden großäugigen Freundin verlassen, die sich den coolen schnauzbärtigen Barney Stinson angelt. Seth ist deprimiert, jammert, dass er nun keinen Grund mehr hat im wilden Westen weiter zu leben, da man sich hier sowieso an jeder Ecke anstrengen müsse, nicht zu sterben. Doch er lernt die Frau des bösen Obergangsters Liam Neeson kennen, freundet sich mit ihr an und verliebt sich letztendlich in sie. Als Liam es herausfindet, kommt es dann zu einem vorhersehbaren Showdown

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Die Story klingt nicht spannend und der Rest des Films wollte mich auch nicht so wirklich begeistern. Typisch ist wieder MacFarlanes klassische Erzählstruktur: Story, die von Gags zusammengehalten wird. Davon sind einige ganz witzig, andere sind allerdings zu flach oder schon aus dem Trailer bekannt. Eine Million Wege, wie man im Westen sterben kann sehen wir nicht, nur fünf bis sechs, die irgendwie in die Handlung integriert sind, aber nicht wirklich passen. Wie gesagt, der Trailer verrät eigentlich schon die besten Stellen. Doch gegen albernen Humor habe ich in der Regel nichts, wenn da nicht diese hohle und total langweilige Liebesgeschichte wäre, die mir an den Nerven zerrte und überhaupt nicht zum Rest des Films passt. Was schon bei „Ted“ nicht funktionierte, da sich abgedrehter Humor und Drama-Elemente die Klinke in die Hand gaben, wird es hier noch getoppt, nur eben mit einer öden und unpassenden Liebesschnulze. Ein Film mit diesem Titel, sollte solche Handlungskiller eher vermeiden. Warum? Nun, erinnern wir uns an Klassiker, wie z.B „Die nackte Kanone“-Reihe, welche die Königin einer puren Aneinanderreihung von (gelungenen) Witzen und Albernheiten darstellt. Auch hier finden sich Romanzen, doch werden selbst diese von witzigen Einfällen geprägt und parodiert, sodass alles daran komisch wirkt und unterhält. In „A Million Ways to Die in the West“ ist das Gegenteil der Fall, die Liebesszenen nehmen sich vollkommen ernst, man kann fasst sagen, sie erschlagen den wenigen guten Humor des Films mit einem riesigen Stück Eis.

 

Schlussendlich verspricht der Titel und der Trailer wieder etwas, was der Film kaum halten kann, er schweift ab in andere Genres, ist nichts Halbes und nichts Ganzes, kein Western, keine Liebesfilm und nur stellenweise eine Komödie. Vielleicht hätte ich aber auch einfach nur mehr trinken müssen, denn witziger als der Film war auf alle Fälle mein (aus heiterem Himmel) betrunkener Begleiter an diesem Abend. Mit einer lauten oft im Saal ertönenden Stimme, verkörperte er jedes Klischee eines nervigen Kinogastes, begeisterte sich für jeden Gag und konnte mich so letztendlich besser unterhalten, als ein Barney, der sich von Magenkrämpfen geplagt in Cowboy-Hüte erleichtert.

 

5 von 10 gezwirbelten Schnauzbärten

Godzilla (2014)

Vorsicht, teilweise Spoiler!

 

Der Erde bebt unter seinen Schritten, sein Auftauchen aus dem Ozean überschwemmt das Land mit Tsunamis, Chaos,  Leid und Verwüstung: Godzilla. Das wohl bekannteste japanische Riesenmonster kehrt zurück in die Kinos und zwar anders als es zu erwarten war.

Denn diesmal scheint nicht Godzilla selbst der unsterbliche Todesbringer zu sein, sondern zwei riesige Monster, die an eine Mischung aus Fledermaus und Gottesanbeterin erinnern. Die zwei sogenannten M.U.T.Os haben sich 15 Jahre lang mit nuklearer Energie aufgeladen, um zu wachsen und sich nach ihrem Erwachen miteinander zu vergnügen. Blöd nur, dass ihre beiden Kokons jeweils am anderen Ende der Welt sind, denn nun ziehen sie bei ihrer Reise zueinander eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Ihre Paarungsrufe wecken zudem die titelgebende Riesenechse auf, die hungrig aus ihrem Versteck in den Tiefen des Ozeans auftaucht, um die beiden Turteltäubchen zu jagen. So geht es von Japan, über Hawaii, auch durch Las Vegas, schlussendlich nach San Francisco, wo alle drei Wesen aufeinandertreffen und der große Showdown beginnt.

Die Menschen können derweil nur tatenlos zusehen, wie sie der unvorhersehbaren Gewalt und Zerstörungswut der Monster ausgeliefert sind. Eine Lösung soll wie immer eine Atombombe sein, welche die M.U.T.Os aufgrund ihrer nuklearen Strahlung anlocken und dann vernichten soll. Als diese jedoch frühzeitig in die Klauen der Riesen gelangt, scheint Godzilla die einzig übrige Rettung für die Menschheit zu sein.

 

So banal die Handlung klingt, umso interessanter ist ihre Umsetzung. Anders als der geneigte Zuschauer es durch Filme wie Pacific Rim, Transformers oder auch Emmerichs Godzilla gewohnt ist, rasante Action zu sehen und somit immer mitten im Geschehen zu sein, setzt dieser Film mit einer subtilen Art und Weise auf das Gegenteil. Der Zuschauer ist nicht mitten in den Kämpfen dabei, sondern betrachtet die herannahenden Monster meist aus einer menschlichen Perspektive: von unten und auf der Flucht. Die ersten Kämpfe sehen wir nur in den Bildern der Nachrichten, aus den Fenstern eines Fahrzeugs, aus dem Spalt einer sich schließenden Tür: denn welche Person ist schon verrückt genug sich 100 Meter hohen Bestien in den Weg zu stellen? So wird der Zuschauer gezwungen sich genauso zu verhalten, wie er es in der Realität machen würde: Schutz suchend und die Augen verschließend. Das bedeutet natürlich nicht, dass einem nichts geboten wird. Ganz im Gegenteil, wir sehen die pure Zerstörung und Horror. Nur wird es einem eben nichts in Gesicht gehauen, wie es gerne von Regisseuren wie Michael Bay (über-)betrieben wird.

Eventuell kann man darin den Grund sehen, warum der Film dem einen oder anderen Special Effects-verwöhnten Zuschauer zu langweilig erscheint. Wir sind es eben gewohnt immer mitten im Geschehen zu sein, in Zeitlupe Explosionen zu beobachten und Roboter gegen Monster in extremen Choreographien kämpfen zu sehen. Gareth Edwards scheint sich hier bewusst gegen den attraktionsgeilen Zuschauer zu stellen, behalten seine Monster stets etwas undeutliches, bleiben somit mystisch, unheimlich und göttlich. Und wenn Götter gegeneinander kämpfen, hat der Mensch dabei nichts zu suchen, nicht einmal der Zuschauer.

Doch im finalen Kampf sind Soldaten gezwungen mit einem Fallschirm im zerstörten San Francisco zu landen und mitten in die Schlacht  zwischen die mächtigen Fronten die verlorene Bombe zu suchen und zu entschärfen. Während des Absprungs aus 9000 Metern Höhe in das rauchende, dunkle und undurchsichtige Territorium hört der Zuschauer den bekannten unheimlichen Score aus 2001: Odyssee im Weltraum. Jener, welcher immer beim Anblick des unbekannten schwarzen Monolithen ertönt. Der Mensch wagt sich nun endlich in die Schlacht, er wagt es einen Blick auf die kämpfenden Götter zu riskieren. So auch der Zuschauer, wir stehen zwischen Godzilla und den M.U.T.Os. gemeinsam mit den Soldaten. Doch wohl fühlen wir uns dabei nicht.

 

Für mich selbst war der Film somit ein positives Erlebnis, habe ich zuvor noch wilde, hemmungslose Monsteraction erwartet, wurde ich zuletzt doch von subtiler Zerstörung und Gewalt überrascht. Ich selbst fühlte mich wie die Protagonisten des Films ohnmächtig, habe mich nach dem Anblick der Bestien gesehnt und mich gleichzeitig vor dem gefürchtet, was mich erwartet. Erinnert wurde ich dabei nicht etwa an Pacific Rim, sondern an Cloverfield und auch Edwards unausgereiften Erstling Monsters, den Godzilla locker in die Tasche gesteckt hat.

 

8 von 10 brennenden Städten =)

The Amazing Spiderman 2: Rise of Electro

Vorsicht! Spoiler!

 

Peter Parker ist zurück! Noch schneller, noch verrückter und mit noch cooleren Spidey-Sprüchen setzt Marc Webb seiner Interpretation des flexiblen Krabbelwunders erneut die blaurote Maske auf. Wer sich gerne noch einmal an Sam Raimis Trilogie erinnert und diese schon sehr aufregend fand, wird nach Rise of Electro eines besseren belehrt sein. Ein enormes Tempo und animierte Action mit gelungen 3D-Effekten sind das neue Steckenpferd unseres Lieblingshelden.

 

Zu Beginn scheint noch alles ziemlich einfach zu sein: Peter hat grade seinen Abschluss an der High School geschafft, ist irgendwie immer mal wieder mit seiner Flamme Gwen Stacy zusammen und rettet New York vor Gaunern, Verbrechern und Langeweile. Klar, dass er sich da auch in den Augen der Einwohner immer mehr zu ihrem Helden und Beschützer entwickelt. Auch Max, ein Nerd und Niemand gespielt von Jamie Foxx, wird eines Tages von Spiderman vor einem fliegenden Auto gerettet und ist von diesem Zeitpunkt an, ganz vernarrt in den Nylon-Hüpfer. Max will so sein wie er: beliebt, mächtig und cool. Tatsächlich kommt es während seiner Arbeit bei den berühmt berüchtigten Oscorp Industries zu einem Unfall mit viel Elektrizität, Wasser und ein paar Aalen. Max erwacht als blauleuchtendes Monster, welches in der Lage ist, elektrische Energie zu absorbieren, zu steuern und sich sogar in diese zu verwandeln. Doch scheint er damit nicht die einzige neue Gefahr für Spidey zu sein, denn sein alter Freund Harry Osborn will das Blut der Spinne, um seine tödliche Krankheit heilen zu können...

 

Neben den wirklich spektakulären Kampfsequenzen zwischen Spiderman und Electro, baut der Film ebenfalls sehr stark an der Beziehung zwischen Peter und Gwen herum. Mal sind sie zusammen, dann wieder nicht, da Peter sie nicht in Gefahr bringen will, dann küssen sie sich wieder und immerso weiter. Zwischen den beiden besteht eine wirklich gute Dynamik, die sich den ganzen Film über zu halten weiß. Leider gibt es für den Rest der Handlung doch ein paar Minuspunkte. Zu oft verlaufen wir uns in dahingeworfenen Brocken, die nicht wirklich in eine interessante Richtung führen. Z.B. erfahren wir gleich zu Beginn des Film, was aus Peters Eltern geworden ist, doch zerstört das einen großen Teil des Mythos um diese beiden Figuren, der sich durch all die anderen Filme so schön verschleiert hatte. Denn das Geheimnis, welches Peter im Laufe des Films über sie heraus findet, ist nicht wirklich der AHA-Moment, den man sich gewünscht hätte. Auch hatte mir Electro entschieden zu wenig Screentime, definitiv steckt in dieser Figur noch einiges an Potenzial. Der junge Osborne hat mich überzeugt, ebenso seine Verwandlung in den grünen Kobold. Aber auch hier wird mit seinem finalen Auftritt gegeizt. Allerdings darf man sich bei ihm schon auf die Fortsetzungen freuen, denn er wird definitiv zurückkehren und Rache nehmen. Anders als eine bekanntere Figur, hier sei nochmal vor SPOILERN gewarnt, denn Gwen erliegt dem Schicksal ihres Vaters und kann zuletzt nicht von Spiderman gerettet werden. Was? Spiderman rettet sein Mädchen nicht? Ja, tatsächlich, so sieht es aus und es zieht ihn ganze 5 Monate runter. Danach kann er wieder kämpfen und sich Rhino stellen, einem gewaltigen metallenen Nashorn mit Mensch drinn. Leider kommt dieses erst am Ende, sodass er für den Film direkt nicht wirklich einen Nutzen hat. Da Gwen am Ende stirbt, wird es Peter wohl in den Fortsetzungen nicht so einfach haben mit Marry Jane Watson zusammen zukommen. Tatsächlich dürfte Gwens Tod nur diesem Zweck gedient haben, was ärgerlich ist, denn das hat der Charakter und auch Peter nicht verdient.

 

Alles in allem ein eigentlich solider Augenschmauß mit viel Spidey-Action und einem, dass muss ich hier auch noch kurz erwähnen, klasse Score. Die Figuren können alle überzeugen, nur leider wird deren Potential nicht vollkommen ausgeschöpft. Auch die Handlung ist eher mau, Twists und Überraschungen erlebt man nicht. Pures Kino für die Augen, 3D lohnt sich hier wirklich.  Für Spidey-Fans sowieso ein absolutes Muss. 

 

7 von 10 Spinnennetze =)

 

Captain America: The Winter Soldier

Enthält Spuren von Spoilern!

 

Moment, das war ein Marvel-Film? Kleiner Scherz am Rande, natürlich ist mir sehr wohl bewusst gewesen, dass es sich hierbei um das neueste Schmuckstück der wohl größten Superhelden-Fließbandproduktionsstätte handelte, als ich im Kinosessel Platz genommen hatte. Erwartet habe ich einen neuen mit sehr viel Action und coolen Sprüchen beladenen Blockbuster zum Hirn abschalten, doch bekommen, habe ich zu meiner Verwunderung, diesmal einiges mehr. Denn mein fünt-liebster Marvel-Held steht diesmal keiner bösen Nazi- oder Alienarmee gegenüber, sondern findet sich in einem Machtspiel aus Verrat und Korruption wieder, welches es mit jedem Polit-Thriller locker aufnehmen könnte.

Als Nick Fury bemerkt, dass etwas mit seiner geheimen Organisation SHIELD nicht mehr in Ordnung zu sein scheint, wird auf diesen ein Mordanschlag verübt. "Vertrau niemanden!" sind seine letzten Worte an den Captain, welcher sofort als nächster auf der Abschussliste der sonst so lebensrettenden SHIELD-Soldaten steht. Doch nicht nur diese machen ihm das Leben schwer, sondern auch der düstere und maskierte Winter Soldier, eine Killer mit einem metallenem Arm. Zusammen mit Black Widow und einem coolen neuen möglichen Avenger-Mitglied namens Falcon versucht er hinter das Geheimnis der Intrige zu gelangen, welche sich als tiefsitzender entpuppt, als es je zu erahnen war.

Mit einer düsteren Atmosphäre und einer gelungen Handlung ist es Marvel endlich gelungen eine etwas andere Richtung einzuschlagen. Da dank dem, meines Erachtens, deutlich schwächeren ersten Abenteuer und dem Action-Feuerwerk "The Avengers" die Weichen für den Captain gestellt wurden, hätte seine weitere Geschichte nicht besser erzählt werden können. Anstatt wieder auf zu viel Action und zu platten Handlungssträngen zurückzugreifen, wurde sich dafür entschieden, ihm mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Außerdem gelingt es dem Film immer wieder für einen weiteren Twist zu sorgen, welche tatsächlich nicht immer vorauszusehen sind.

Als weiteren Pluspunkt möchte ich anmerken, dass es sich anders als z.B. bei Thor 2, nach dem Film so anfühlt, als wäre er nur wieder ein weiterer Prolog für weitere Avenger-Filme, da er Veränderungen und eine gewisse Eigenständigkeit hervorbringt. Er zeigt, dass der Captain doch alleine funktionieren und einen ganzen Film tragen kann, der durchaus für sich selbst steht. Ebenso beweißt Marvel, dass es in der Lage ist, auch eine andere Art von Film zu drehen. Teilweise fühlte ich mich leicht an "Die Bourne Identität" erinnert. Vielleicht ist es der Versuch sich ähnlich an die Filme heranzutasten, wie es DLC mit "Batman Begins" und "Man of Steel" schon getan hat, auf eine düstere und bedeutungsschwere Art á la Nolan. Allerdings gelingt es im Falle des Captains die Kurve zu bekommen und es nicht zu übertreiben. Kein tiefer Pathos und keine elementare Erkenntnis, die unseren Helden antreiben, sondern einfach nur sein Einstand für Gerechtigkeit und Freiheit. Schließlich ist er Captain America. So bekommt er einen ernsthaften Charakter, aber bleibt trotzdem Superheld, in den Farben der amerikanischen Flagge. So, wie es sich Stan Lee, der ebenfalls ein kurzes Cameo im Film hat, eben ausdachte. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Leuten, welche vom ersten Teil vielleicht enttäuscht waren, dem zweiten durchaus eine Chance geben sollten, um zu sehen, dass Veränderungen durchaus geschehen können. Minuspunkte bekommt der Film von mir jedoch für die ewig nervende Wackelkamera in den Kampfszenen und den seltenen, aber leider auftauchenden überzogenen Momenten überzogener Tragik und Bedeutung, Wer den Film sieht, weiß, was ich meine. Trotzdem ein spektakulärer Film, der mir endlich den Captain ein Stück näher bringen konnte, sodass ich mich auf alle weiteren Filme sehr freuen kann.  

 

8,5 von 10 metallenen Schilden =)

American Hustle

Berlinale 2014

 

Das Wichtigste zuerst: es könnte sein, dass der Film in der folgenden Kritik ein wenig besser weg kommt, als er es eventuell verdient hätte. Woran das liegt? An der Atmosphäre, welche sich im Kinosaal ausgebreitet hatte, nachdem das Licht aus und der Filmprojektor eingeschalten wurde. Ein gedämpftes Schweigen, leichtes Gemurmel vieler Stimmen und das sofortige Einsetzen von Lachern und lautem Beifall, beim ersten Anblick der extra angefressenen Wampe von Christian Bale. Ebenso begeistert wurden gleich darauf seine Bemühungen, sich die falschen ekligen Haare über seine Halbglatze zu kleben, gefeiert. Doch warum dieser überschwängliche Applaus und diese unverdrossene Heiterkeit?

 

Schuld an allem war Christian Bale selbst, der zusammen mit Bradley Cooper, Amy Adams, Regisseur David O. Russel und meiner Wenigkeit (und noch gefühlten weiteren eintausend Menschen), zur Berlinale 2014 die Deutschlandpremiere seines neuesten Films feierte. Nicht enden wollende Standing Ovation beim Eintritt der Filmschaffenden und ein Chor aus lauten „Batman“-Rufen schallte durch den Saal. Ich selbst beobachtete und filmte den Einzug voller Begeisterung vom oberen Rang des Friedrichstadtpalasts, war es doch tatsächlich das erste Mal, dass ich einem der ganz Großen so nah wie nie zuvor sein konnte. Selbst Bradley Cooper erschien mir neben ihm nur ein einfacher Statist zu sein.

Damit seien die ganz besondere Atmosphäre und das fast schon übertriebene Verhalten des Kinopublikums erklärt, welches Szenen des Films feierte, die mir bei einem normalen Kinobesuch nicht mehr als ein leichtes Schmunzeln hätten abgewinnen können.

Denn der Film selbst hatte im Nachhinein betrachtet, nur wenige Stärken. Allen voran die Kostüme und die Überzeichnung der verschiedenen Hauptcharaktere, die in einem verzwickten Katz-und-Maus-Spiel allesamt versuchen mit Hilfe von Tricks und Betrügereien, ihre eigene, viel gezeigte, Haut zu retten. Alle sind dabei so eklig und unangenehm, dass es die gesamte Filmlaufzeit nicht an Witz verliert, ihnen zuzusehen, wie sie sich gegenseitig reinlegen und anschreien. Ob dem dicken und unattraktiven Christian Bale, seiner verrückten und verschlampten Hausfrau Jennifer Lawrence oder dem geleckten Bürgermeisterkandidaten Jeremy Renner, allen geht eine gewisse Ausstrahlung ab, die den gesamten Film über fasziniert und funktioniert.

Doch, dass der Film davon alleine nicht leben kann, beweist er in manchen Stellen seiner Handlung. Gleich zu Beginn dürstet es nach einem Sinn, nach einem Ausgang und einem Weg, den die Figuren bestreiten sollen. Fast schon ziellos wirken sie, erzählen von ihrem Dasein und ihren Beziehungsproblemen. Das führt in keine vernünftige Richtung, sodass es der Film nicht schafft, ordentlich Fahrt aufzunehmen. Zuerst muss er seine Figuren feiern, von denen er lebt und es scheint, als sei er einzig für diese geschaffen worden. Als sie dann endlich in die Ecke gedrängt werden und sich ein gewisses Maß Spannung aufbauen kann, fordert der weitere Verlauf endlich mehr Nachhaltigkeit und Interesse vom Zuschauer. Doch hofft dieser auf ein vertrickstes und mindflashendes Finale, so wird er zuletzt wohl wieder enttäuscht werden. Zu sehr ziehen sich einige Dialogszenen und zu sehr scheint der gesamte Plot am Ende doch zu simpel.

 

Trotz der harten Kritik, wird der Kinobesuch an diesem Abend noch lange einen besonderen Platz in meinem Filmherzen ausfüllen. Dadurch kann ich ihm seine Makel verzeihen und vergessen, wodurch mir ein grandioses Feuerwerk bunter Charaktere, gespielt von grandiosen Schauspielern in Erinnerung bleiben wird.

Meine Aufnahme vom Einzug der Filmcrew in die Filmpremiere

Boyhood

Berlinale 2014

„And we can whisper things 
Secrets from our American dreams 
Baby needs some protection 
But I'm a kid like everyone else” – Family of the Year (Hero)

Das Leben und Erwachsenwerden eines Jungen und seiner Schwester. Was der Film uns zeigt ist mehr als ein übliches Coming-Of-Age-Drama, mehr als jeder Familien-Film. Die Personen wirken real, die Geschichte scheint mitten aus dem Leben gegriffen und jeder Augenblick, den wir miterleben dürfen, lässt uns Teil dieser kleinen Familie werden. 
Regisseur Richard Linklater begann im Jahr 2002 mit seinem Projekt BOYHOOD, in welchem er das Leben einer ganz alltäglichen kleinen US-amerikanischen Familie präsentiert. Hauptprotagonist ist der Junge Mason, welcher zu Beginn des Films nicht älter als 6 Jahre alt ist. Zusammen mit seiner ein Jahr älteren und vorlauten Schwester und seiner Mutter meistert er seinen Alltag. Von diesem Punkt an, scheint die Zeit nicht mehr still zu stehen, denn wir erleben Veränderungen. Der Vater, welcher die Mutter vor Jahren verlies und eine Zeit lang in Kanada lebte, kehrt zurück und beginnt sein Verhältnis zu seinen Kindern wieder aufzubauen. Die Mutter lernt einen neuen Mann kennen, lässt sich scheiden, lernt einen weiteren Mann kennen und ist am Ende wieder alleine. Umzüge und Trennungen bestimmen das Leben der Kinder. Schule, Liebe, Streit. Aus all den Jahren bis hin zu Masons Auszug in die Universität, erleben wir nur Bruchteile dessen, was ein ganzes Leben ausmacht. Kleine Erlebnisse und Dramen, die uns zeigen, dass der Film aus mehr besteht, als dem, was auf der Leinwand zu sehen ist. Die Überblendungen zwischen den Jahren erfolgen ohne Vorwarnung und Datum. Es passiert einfach. Mason ist plötzlich gewachsen, hat eine neue Frisur oder neue Freunde. Als Zuschauer beginnt man sich vorzustellen, was wohl in der Zeit zwischen den Szenen geschehen ist. Doch trotzdem verpassen wir nichts, denn es scheint als würden wir diese Zeit irgendwie selbst miterlebt haben. Als wären wir ein Teil dieser Familie. Denn das sind wir. Wir sehen die Probleme, das Altern und das Lachen. Wir erleben die Verwandlung des Vaters vom Rocker zum Softi. Die Veränderung der Mutter, von der Arbeitslosen zur Akademikerin. Masons Weg bei der Suche nach sich selbst, von Dragonball Z zur Kunst.

Linklater lichtet seine Protagonisten und Nebenfiguren nicht nur als bloße Schauspieler in ihren Rollen vor der Kamera ab. Er hat es geschafft, das Leben einer Familie von 12 Jahren in drei Stunden Film zu verwandeln, ohne das man das Gefühl hat, was davon zu verpassen. Die reale Produktionszeit von 12 Jahren und der damit verbundenen tatsächlichen Alterung der Charaktere hauchen dem Gesehenen Wirklichkeit und Leben ein. Es fällt schwer zu glauben, dass es sich dabei doch nur um Schauspieler handelt, die sich immer mal wieder zum Dreh getroffen haben. Denn wir sehen keine besonderen Erlebnisse, sondern Alltag, wie es ihn in jeder Familie gibt. Mit negativen und positiven Konfrontationen. Kein Hollywood-Happy-End-Drehbuch, sondern das wahre Leben, welches sich in den Charakteren körperlich und seelisch widerspiegelt. Aus einem kleinen Jungen wird ein erwachsener Mann, eine Familie entwickelt sich weiter. So ist das Leben und das zeigt uns BOYHOOD. 

Nymphomaniac Volume 1 + Volume 2

Berlinale 2014

Spoilerwarnung:

„So schlimm fand ich den jetzt gar nicht.“ Diesen Satz konnte ich mir nach der Sichtung des neuen Meisterwerkes des Lars von Trier aus einigen Seiten des sich auflösenden Kino-Publikums vernehmen. Ich selbst hatte mich mental auf starke Sex und Gewaltszenen eingestellt, schlimmer noch als Antichrist, einfach um noch mehr Provokation beim Publikum auszulösen. Gebannt und starr, wartend auf die ersten blutigen Bilder, wuchs nach und nach eine Gänsehaut an meinem Arm. Erst Geräusche von plätscherndem Wasser, dann Bilder von Rinnsteinen und feuchten Ziegelmauern. „Gleich passiert etwas furchtbares“, wollte ich grade denken, als sich sanft die zarten Klänge von Rammstein in mein Gehör schlichen und den leblosen Körper einer Frau zeigten. So beginnt die Geschichte der Nymphomanin Joe, die von einem netten alten Samariter namens Seligman aufgesammelt und von ihm in seiner kleinen, einsamen Wohnung gesund gepflegt wird. Aus der Neugier Seligmans heraus, beginnt Joe ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen, welche, wie sie selbst sagt, zu Beginn noch fröhlich zu sein scheint, doch zuletzt in Grausamkeit und Verzweiflung enden wird.

Somit erleben wir in Volume I die Tage, an denen sie noch nicht von schlimmen Sorgen und Selbsthass geplagt wird, sondern sich zunächst einzig und allein munter auf ihr Sexleben konzentriert. Sie erzählt uns Episoden ihrer frühen Jahre, welche sie sich durch Assoziationen mit Seligmans Zimmerutensilien, wie einer an der Wand hängenden Nymphe, einer Kuchengabel und einem halbverstecktem Porträt, verbindet und erläutert. Wir erleben ihre Kindheit zusammen mit ihrem geliebten Vater, ihr Heranwachsen und ihre immer extremeren sexuellen Ausschweifungen und Gelüste. Außerdem lernen wir einige Personen ihres Lebens kennen, wie Jerome, den einen Mann, für den sie wirklich Gefühle hegte und Mrs. H, die, wunderbar gespielt von Uma Thurmann, einen kurzen Auftritt als betrogene und groteske Ehefrau hat. Am selben Abend, an dem Mr. H sie und ihre Kinder für eine gemeinsame Zukunft mit Joe verlässt, begleitet sie ihn kurze Hand zusammen mit den Söhnen, um ihnen zu zeigen, wie ihr Vater von nun an Leben wird. Absurder wird die Situation nur dadurch, dass ein weiterer Liebhaber Joes vor der Tür steht und sich zu der merkwürdigen Gruppe an den Tisch setzt. Der Film besitzt viele solcher komischen und tatsächlich auch sympathischen Momente, meist dann, wenn Seligman sich während Joes Erzählungen einbringt und z.B. ihre Jagd nach Männern mit seinem Hobby als Angler vergleicht. Dadurch gelingt es von Trier dem Zuschauer einen stets positiven Blick auf das in der Gesellschaft gezeichnete Bild einer Nymphomanin zu geben. Seligman verurteilt nicht, er interessiert sich für Joe und bestärkt sie in ihrer Erzählung mit seinen merkwürdigen Vergleichen. „Warum nicht fliegen, wenn man Flügel hat?“, fragt er sie und bringt sie damit kurz zum Nachdenken.

Immer mehr schließen wir Joe ins Herz und das trotz immer extremeren Abweichungen der üblichen Moral gegenüber Sex und Monogamie. Bis zu 10 Männer am Tag lockt sie zuletzt in ihr Bett, es wird zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Trotz der vielen körperlichen Nähe, welche von Trier dem Zuschauer gerne unverfälscht auf dem Silbertablett serviert, wird Joe immer einsamer und ihr totaler Absturz scheint Penis für Penis immer näher zu rücken. Die Behauptung, dass dieser Film eher sanft und unterhaltsam daher kommt, einem zum Lachen und auch zum Weinen bringen kann, mag stimmen, doch weiß jeder Zuschauer am Ende, dass es sich bei Volume I nur um die berühmte Ruhe vor dem Sturm handelt, welcher im April über Joe und den Kinoliebhaber hereinbrechen wird. 

Volume 2

Joes Geschichte wird fortgesetzt und der Kreis schließt sich. War Volume 1 noch ein amüsanter kleiner Film über das Leben einer jungen Nymphomanin mit einem Hauch von Liebesgeschichte, beginnt der Nachfolger direkt mit ihrem Fall und zerstört nach und nach alles was der erste Teil mit wunderbaren Schnitten, Metaphern und verspielten Bildern aufgebaut hat. Mit meiner Annahme, dass damit der Grundstein gelegt wurde, um in der Fortsetzung auf Tempo und Zerfall der Protagonistin zu setzen, lag ich leider falsch. Natürlich kommt es im Film zu Momenten, die für gutbürgerliche Menschen grenzwertige Themen darstellen, doch scheint es dabei nur um ein Over-the-Top-Spiel zu gehen, um die Frage was mehr provozieren kann: sexuelle Erregung durch Gewalt oder doch homosexuelle Aktivitäten mit einer Minderjährigen? Jede explizite Szene will die vorherige toppen, nur leider kommt beim Zuschauer davon nichts an. Hatte man in Volume 1 noch Seligman, der stets mit einem zwinkernden Auge seine Vergleiche zu Joes Aktivitäten beigesteuert hat, erleben wir hier in den Szenen in Seligmans Wohnung fast eine totale Flaute, was das Wechselspiel der beiden Protagonisten angeht. Joes Geschichte verliert sich von „Das Leben der Königin der Nymphomaninnen“  in „Langweilig und Unlogisch“. Schade.

Achja, zwei Sachen, die ich filmisch zwar nachvollziehen kann, aber vom rein Zwischenmenschlichen absolut nicht. Joes Schützling L ist absolut anhänglich, liebt und begehrt sie, sieht sie eventuell irgendwo auch als Mutterfigur an. Doch dann plötzlich der Bruch, sie schläft mit Jerome und steht überhaupt nicht mehr zu Joe? Hat er ihr das Hirn rausgevögelt? Das Selbe mit der letzten Szene des Films: Seligman will auf einmal Sex mit einer fast zu Tode geprügelten, die ihm die ganze Nacht ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt hat? Das passt leider überhaupt nicht zu dem asexuellen Seligman, den ich kenne. Ich streich für mich die letzten 20 Minuten des Films einfach raus. Dann ist gut.

 

Wie gesagt, der Film will hier zeigen, dass es kein Happy-End für die Protagonistin gibt, alles negiert sich, alle haben Sex und gleichzeitig hat niemand Sex. Sie muss ihre Ziehtochter/Geliebte verlieren und sie kann auch keine freundschaftliche und intellektuelle Freundschaft mit Seligman behalten, da sich ja sonst alles zum Guten wenden würde. Keine Retoure, keine moralische Keule, kein „Und deswegen, liebe Kinder, hat man Sex nur maximal einmal im Monat mit seinem Ehepartner im Dunkeln unter der Bettdecke ohne darüber zu reden!“ Ok, das geht vermutlich bei Lars von Trier zu weit, ich denke mit Moral hat das nichts zu tun. ABER all das geht zu sehr auf Kosten der Figuren, auf die Charaktere und auf die Logik. Es hat ihn für mich leider kaputt gemacht. Schade. Ach, und bitte mehr William Dafoe, das war ja wohl nichts. So genug, bin enttäuscht und traurig.

Gravity

Ein paar Gedanken zu Gravity mit eventuellen Spoilern:

Es ist eine wahre Augenweide, wie der Film zu Beginn mit einer zehn Minütigen Plansequenz den Zuschauer in seinen Bahn zieht. Man bekommt die Vorstellung davon, selbst Teil des Geschehens zu sein und grade etwas an der noch intakten Raumstation zu reparieren. Sobald die Gefahr naht, versucht man selbst Schutz zu suchen bis man merkt, man befindet sich in einem sicheren Kinosaal und nicht in den Tiefen des Weltalls. Doch so tief ist es garnicht, wir befinden uns durchgängig in der Nähe der Mutter Erde und sie bietet und ein atemberaubendes Bild. Wie eine Gottheit thront sie stets über uns, vor uns oder unter uns und ist allgegenwärtig. So auch der Tod.

Denn im Laufe des Films kommen wir diesem zusammen mit Sandra Bullock immer näher und glauben, nachdem wir unseren letzten Verbündeten George verloren haben, nicht mehr an das Überleben. 
Doch hier setzen dann leider die etwas merkwürdigen und auch ärgerlichen Momente des Films ein: 
Was als Team wunderbar begonnen hatte, da neben der leicht depressiven Sandra immer noch der stets positiv denkende George eine willkommene Abwechslung darstellte, endet in einem sich ziehenden Überlebenskampf der letzten Überlebenden. Ihre tragische Figur tut dem Film leider nicht gut und so versinkt er immer mehr in merkwürdigen Fötus-Bildern und depressiven 2001-Anspielungen. Die Bildsprache und der Blick ins All, sowie die damit einhergehende Hilflosigkeit in solch einer Extremsituation, funktionieren tadellos. Doch zuletzt fragt man sich leider, wann der Spaß denn endlich vorbei ist und Sandra endlich still ist.
Die kurze Rückkehr von ihrem verlorenen Begleiter erfreut den Zuschauer sofort und hebt den Film sofort wieder auf eine positive Schiene, doch geht mit dem erkennen der Realität sofort wieder melancholische Eintönigkeit einher, die einen lediglich auf weitere spektakuläre All-Aufnahmen hoffen lässt. Doch auch hier findet sich leider zu häufig eine Wiederholung in gleichen Abläufen wieder, sodass man dann am Ende nicht froh ist, dass Sandra doch zur Erde zurück kehrt, sondern das es endlich vorbei ist.

Für mich somit eine leichte Enttäuschung, die mit einem anderem Drehbuch oder dem längeren Auftreten Clooneys sicherlich besser ausgefallen wäre, da Bullock alleine nicht in der Lage ist, den gesamten Film zu unterhalten und über die optisch einwandfreien Bilder einen miesepetrigen Schatten wirft.

The Wolf of Wall Street

Spoiler!

Jordan Belfort hatte zu Beginn seiner Karriere nur ein Ziel: Millionär sein. Welcher Ort wäre für dieses Ziel besser geeignet als die Wall Street, an der Geld so schnell verdient werden kann, wie es wieder verloren geht? Dank einer Ausbildung zu einem sogenannten Broker durch einen brummenden Matthew McConaughey, gründet er zusammen mit einheimischen Hinterwäldlern seine eigene kleine Garagenfirma. Nach und nach beginnt das Geld zu fliesen, was proportional Hemmungen gegenüber Sex, Drogen und Vernunft sinken lässt. Je mehr Geld, desto extremere Ausschweifungen, die Firma verwandelt sich in eine Party-Nutten-Höhle, mit immer mehr Angestellten. Belfort ist der neue König der Wall Street, er ist ein Wolf, der alles zerfetzt und an sich reist. Für ihn existieren keine Grenzen mehr, er will alles und das härter, schneller, besser.

Scorsese zeigt das Paradies und die Hölle auf Erden im Leben eines Mannes, der gegen jede Vernunft lebte und zuletzt ein Buch darüber schrieb. Dargestellt durch Noch-Nicht-Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio, präsentiert Belfort dem Zuschauer drei volle Stunden lang, dass er der abolute Traumarsch ist, der jeder gerne sein würde. Vor allem für Leo bietet der Film eine riesige Leinwand, an der er seine breite Farbpallette an seinen schauspielerischen Fähigkeiten in voller Länge präsentiert. Selbstdarstellung par excellence. Das weiß zu begeistern und macht Spaß. Zumindest eine Zeit lang. Solange bis man sich zurück versetzt sieht zu Spring Breakers und den gleichen überschwänglichen, viel nackte Haut-Partys, nur eben mit älteren und reicheren Menschen. Ab mindestens der Hälfte der vergangenen Zeit giert der Zuschauer regelrecht nach Dialog-Höhepunkten, wie zwischen Belfort und seinem FBI-Widersacher, bei welchem die Luft zwischen beiden regelrecht zu brennen beginnt und man sich über das Straucheln Belforts freut. Viel zu schnell verlieren wir uns immer wieder in fragwürdigen Gesprächen über Büsche und Wichsen, sowie in 20-minütigen Szenen, über Belforts absoluten Drogenrausch und einem albernen Kampf um ein Telefon zusammen mit seinem besten Freund Jonah Hill. Das ist zwar total absurd und irgendwie urkomisch, doch fragt man sich dann schon: Was zur Hölle soll das? Der Zuschauer wird nach Strich und Faden hereingelegt, ebenso wie Belfort seine Kunden über den Tisch zieht, immerhin behandelt er uns ebenso von oben herab. „Ach, das verstehen Sie ja doch nicht.“ Doch! Ich habe es verstanden. Fuck you! , möchte man seinem diabolischen Grinsen ins Gesicht schreien. Zuletzt endet der Film mit Belforts Verhaftung, über seinen weiteren Werdegang und eventuelle Besserungen erfahren wir fast nichts, außer dass er in Seminaren Leuten zeigt, wie man richtig Stifte verkauft. Hat er verdient, der Mistkerl!

Das Problem, was der Film im späteren Verlauf bekommt, ist neben seiner Überlänge eben auch, dass er aufgrund realer Begebenheiten so viel zu zeigen hat. Biographien haben generell viel zu erzählen, möchten sie uns doch den Inhalt eines ganzen Lebens darstellen. Dass darunter gelegentlich die Handlung etwas leidet, sei verziehen, die Realität ist eben kein Film. Doch das, was uns gezeigt wird, ist leider zu viel vom Falschen. Natürlich sind die Partys und die sexuellen und drogenreichen Ausschweifungen für die Persönlichkeit von Belfort wichtig, hat er es ja angeblich wirklich so erlebt. Doch was uns Filme wie Project X und Spring Breakers schon zeigten, ist leider die Tatsache, dass Filme über Partys niemals die Atmosphäre einer realen Feier einfangen können. Alles wirkt albern und ohne Sinn, als würde man nüchtern in einer Disco seinen Freunden beim Trinken zusehen. Etwas weniger davon, etwas mehr spannender und kluger Dialog, eine etwas kürzere Laufzeit und auch etwas weniger Leo hätten dem, nicht ganz so ernst zu nehmenden, Film sicherlich nicht geschadet. 
Und trotz dieser negativen Punkte und trotz der fragwürdigen überlangen Momente, macht der Film am Ende doch Spaß. Warum? Ich weiß, es beim besten Willen nicht. Vielleicht, weil man sein Gehirn einfach für drei Stunden ausstellen darf und sich total verzerrte Welten verkaufen lässt. Hat er mich also doch reingelegt, der Mistkerl. 

Inside Llewyn Davis

“If I had wings like Noah's dove 
I'd fly the river to the one I love 
Fare thee well, my honey, fare thee well”

Spoilerwarnung!

Das Leben schreibt oft die besten Geschichten und die Coens schreiben die besten Geschichten über das Leben. Sie zeigen uns einen erfolglosen Künstler, der nicht weiß, wohin er will und wohin er soll. 1961 pendelt Llewyn Davis (Oscar Isaac) von Sofa zu Sofa, von einem kleinen Auftritt zum nächsten, um wenigstens etwas Geld in der Tasche zu haben. Wir begleiten ihn auf dieser kleinen Reise quer durch New York und nach Chicago, wo er sich einen kleinen Durchbruch erhofft und wir hören seine Folk-Lieder, erleben seinen Alltag und seine absurden Situationen. Denn trotz der sehr starken melancholischen Ausstrahlung und grauen Bilder, sind es doch immer wieder die merkwürdigen Erlebnisse und Personen, die Llewyn kennt und kennen lernt, welche den Film so lebenswert machen. 
Allen voran der Kater Odysseus, welcher zwar keine Person, dafür jedoch eine der wichtigsten Nebenrollen des Films darstellt. Er zwängt sich Llewyn direkt auf und lässt sich von ihm von einem Ort zum nächsten tragen. Wie Llewyn selbst wirkt er desorientiert und ist ständig auf der Flucht. Er geht verloren, wird vertauscht und erscheint als Weibchen, welches von Llewys zuletzt zurückgelassen und schwer verletzt wird. Am Ende kehrt er jedoch wieder zu Hause ein und kann es kaum erwarten, erneut auf große Wanderschaft zu gehen. Dieser Kater bzw. diese Katze spiegelt uns sehr stark das Leben von Lllewyn und seine innere Zerrissenheit, nach dem Tod seines Partners wieder. Llewyn wird ebenfalls oft verletzt, steht jedoch immer wieder auf und macht weiter. Er will keine Veränderung, reist allerdings ständig aufs Neue von einem Ort zum andern. Er will endlich eine Karriere als anerkannter Künstler, ist dabei jedoch zu keinerlei Kompromissen bereit, z.B. in Form weiterer Partner. Eigentlich hasst er Folkmusik, beschwert sich über andere Künstler und doch bleibt er ihr immer treu. Er nutzt sie um sich auszudrücken und sie als den wichtigsten Teil seines Lebens zu nehmen. So tritt er stets auf der Stelle und bleibt der erfolglose Künstler, den eigentlich niemand haben möchte. 
Eine der einprägsamsten Erlebnisse für uns, wird wohl die lange Autofahrt nach Chicago sein, welche Llewyn gezwungenermaßen mit einem übergewichtigen und übelgelaunten Jazz-Musiker namens Roland Turner, großartig gespielt von John Goodman und seinem wortkargen Diener durchsteht. Nach mehreren Hasstiraden Turners gegen Folkmusik und stichelnden Bemerkungen gegenüber Llewyn und seiner Katze, lässt dieser ihn schlussendlich zusammen mit dem Tier einfach im Auto am Straßenrand stehen, nachdem der Diener in einer absurden Situation von der Polizei festgenommen und abtransportiert wurde. Für Llewyn steht fest, dass es sich bei Turner um eine furchtbare Persönlichkeit handelt, doch uns ist bewusst, dass mehr dahinter steckt. Denn auch Llewyn hasst alle anderen Künstler und macht sich über sie lustig. Findet sie lächerlich und beschimpft sie sogar während ihrer Vorstellung. Aus Llewyn könnte zuletzt ebenfalls ein grantiger alter Sack werden, der sich über alles und jeden beschwert. Seine Flucht aus dem Wagen scheint somit die einzige Lösung, denn er selbst ist der Mensch, der mit sich am wenigsten zufrieden zu sein scheint. 
Am Ende des Films erkennt er, dass sein Leben doch gar nicht so schlecht ist und er es vielleicht sogar liebt. Ein Filmplakat zu dem Film: Zurück nach Hause - Eine unglaubliche Reise scheint ihn erkennen zu lassen, dass er sich in seinem jetzigen Leben doch zu Hause fühlt. Doch wie oft er schon zu dieser Erkenntnis gelangt ist, erfahren wir nicht. Wir bekommen nur eine Idee davon, denn wie Llewyn Odyssee begann, so endet sie auch: mit einem musikalischen Höhenflug und mit der schmerzhaften Bekanntschaft einer fremden Faust. 

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